WDR:Der letzte Schreyl

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Für die Zeit nach dem Ende von "Zimmer frei" und einigen anderen Formaten setzt der Sender in seinem Fernsehprogramm auf Olli Dittrich und einen RTL-Mann. Originäre WDR-Gesichter spielen kaum eine Rolle.

Von Hans Hoff

In der Unterhaltungsabteilung des WDR herrscht Ab- und Aufbruchstimmung. Etliche Shows gehen in Rente, Zimmer frei, Stratmanns, Das NRW Duell, Die Wiwaldi Show und Die unglaublichen Ereignisse im Leben von . . . sind mehrheitlich schon Geschichte, und deshalb müssen neue Gesichter den Eindruck erwecken, dass es beim WDR mit Wumms zur Show-Sache geht.

Schaut man indes auf die Liste der Gesichter, die das Programm des WDR prägen, stößt man erst einmal auf viele bekannte Nasen. Cordula Stratmann erweckt zu Weihnachten ihre Kunstfigur Annemie Hülchrath zu neuem Leben. Torsten Sträter empfängt in seinem Männerhaushalt Comedians zum Plausch, und Dieter Nuhr lädt auf dem Zimmer frei-Sendeplatz ein zum Diskutieren heikler Fragen der Marke "Darf man ins Schwimmbecken pinkeln?", während Carolin Kebekus mit Pussy Terror TV ebenso die Fahne des WDR im Ersten hochhält wie Olli Dittrich, der zu Weihnachten mit einer neuen Episode seines Parodie-Zyklus' aufwartet. Diesmal geht es um investigative Interviewformate.

Originäre WDR-Gesichter sind indes wenige dabei. Nur mit einem hat die WDR-Unterhaltung offenbar Großes vor. Darauf deutet zumindest die riesige Spielfläche hin, die Marco Schreyl in diesem Herbst eingeräumt wird. Der Mann, der bis 2012 als RTL-Gesicht DSDS und Das Supertalent geprägt hat, wird im Herbst nicht nur in einem Casting "den besten Chor im Westen" suchen, er bekommt auch "ein Quiz für den Westen", wo irgendwelche Promis mit irgendwelchen Kandidaten irgendwelche Fragen beantworten müssen. Zwei für einen heißt das Format, aber mit zwei begnügt sich Schreyl nicht. Er ist für die seichte WDR-Touristendoku-Reihe Wunderschön mit dem Wohnmobil nach Krakau gefahren, und demnächst wird ihm wohl auch noch das Format Sounds like Heimat anvertraut. Zudem moderiert Schreyl jede Menge Sendungen im WDR-Radio.

Eigentlich sei er nach dem Abschied von den RTL-Formaten nie wirklich weg gewesen, sagt Schreyl, wenn man ihn auf seine Pause anspricht. Was man halt so sagt. Ob er beim Chorcasting auch sein altes Markenzeichen, die überdehnten Pausen, bei der Ergebnisverkündung, wieder auffrischen wird, mag er nicht mitteilen: "Lassen Sie sich überraschen."

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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