TV-Kritik:Reue ist ein starker Schmerz

Immer mehr tätowieren sich. Der Spartensender Sixx hilft den arg Verunstalteten.

Von Johanna Bruckner

Als die Nadeln surren bei Kandidatin Josie, fragt Tätowierer Berti (im Foto): "Schmerzhaft, Kleene?" Die sitzt mit Schlafmaske auf den Augen da, an ihrem Rücken ist Bertis Kollege Mick zugange. Noch ziert ein Zwitter aus Engel und Alien ihr Schulterblatt, bald soll es ein Monster sein. Josie sagt: "Kratzt ganz schön, aber es geht."

Was bleibt ihr auch anderes übrig? Josie ist schließlich eine Gewinnerin. Horror Tattoos - Deutschland, wir retten deine Haut heißt das neue Format beim Spartensender Sixx. Die Idee, Tätowierungen ins Fernsehen zu bringen, ist nicht neu. Vorbilder sind US-Shows wie Miami Ink oder Inked. In denen ging es noch darum, Tinte unter die Haut zu bringen. In der zweiten Generation der Tattoo-Shows sollen die Hautbilder wieder weg, in Deutschland eben jetzt in acht Epsioden der Horror Tattoos.

Die Mischung aus Castingshow und Vorher-Nachher-Sendung ist unterhaltsam, eine gewisse Trash-Toleranz vorausgesetzt. Gesucht werden Menschen, die "den blanken Horror auf der Haut" tragen: vom verunglückten Schriftzug, über halb fertige Tribals bis hin zum Grusel-Porträt. Wer neben Scheußlichkeit mit einer rührigen Story überzeugt, bekommt ein "Cover-up": Also im besten Fall eine schönere, vor allem aber noch größere Tätowierung vom Profi.

Josie sieht nach sieben Stunden Frankensteins Monster im Spiegel und ist überrascht: "Ich hab's nicht so groß eingeschätzt." Wer nicht zu Wort kommt, ist Ozzy Osbourne. Der Musiker und geläuterte Tätowierte mahnte einst, dass Tattoos allein einen nicht außergewöhnlich machen: "If you want to be someone special - don't get a tattoo."

Horror Tattoos , Sixx, mittwochs, 20.15 Uhr.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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