"The Blacklist" bei RTL:Faszinierender Schurke

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James Spader spielt in The Blacklist Raymond Reddington. (Foto: RTL Crime)

Sein Herz wäre aus Gold, wenn er denn eins hätte: Raymond Reddington, gespielt von James Spader, ist die tragende Figur der Serie "The Blacklist", die nun bei RTL läuft. Spaders Spiel ist so fesselnd, dass manch Makel der Serie übersehen werden kann.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Dieses Grinsen genügt, um aus The Blacklist eine besondere Fernsehserie zu machen. Wenn Raymond Reddington (James Spader) sein Gegenüber ansieht mit dieser Arroganz, die umso diabolischer wirkt, weil er sie sich leisten kann. Dieser Gesichtsausdruck, der ohne Worte die Sätze "Natürlich habe ich das gewusst", "Unglaublich, dass Du das nicht weißt" und "Genau deshalb bin ich Dir haushoch überlegen" transportiert, ist prägend für die Serie, die von diesem Dienstag an im deutschen Free-TV zu sehen ist.

Die Idee lautet: Überall da draußen laufen böse Menschen herum, die gerne die Welt brennen sehen möchten und die sowohl die finanziellen als auch technischen Möglichkeiten haben, um ein gewaltiges Feuer zu entfachen. Deren Helfer skrupellos, bestens ausgestattet und derart gut vernetzt sind, dass sie jederzeit und an jedem Ort für Chaos sorgen können. Irgendwo hinter dem Vorhang, da sitzt die Nummer eins, der Superschurke, der bestimmt, an welchen Ecken es brennen soll.

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Wäre es nicht prima, eine Liste mit all diesen Bösewichtern zu besitzen und vorhersehen zu können, wo sie demnächst zündeln wollen? Und wäre es nicht phantastisch zu wissen, wer die Nummer eins ist?

So eine Liste gibt es im Blacklist-Universum tatsächlich, der ehemalige amerikanische Geheimagent Reddington will sie dem FBI überlassen und bei der Suche nach den Bösewichtern helfen. Ganz nebenbei beschützt er die Agentin Elizabeth Keen (Megan Boone) und rettet die Vereinigten Staaten (an diesem Ort brennt es offenbar recht häufig) immer wieder vor terroristischen Akten. Reddingtons Herz wäre aus Gold, wenn er denn eins hätte. Er hat es vor Jahren meistbietend verkauft, das Leben eines anderen Menschen ist ihm nur so viel wert, wie ein anderer Mensch dafür zu bezahlen bereit ist. Er ist ein Lügner und Betrüger, ein hundsgemeiner Schurke mit Vorliebe für maßgeschneiderte Anzüge und erlesene Weine - und weil er von James Spader verkörpert wird, ist er eine der faszinierendsten Figuren, die es derzeit im Fernsehen zu bestaunen gibt.

Wer ist die Nummer eins?

Die Liste selbst bietet den Produzenten der Serie die Möglichkeit, dem durch Akte X etablierten und überaus erfolgreichen Prinzip zu folgen und in jeder Episode ein "Monster der Woche" zu präsentieren: den verrückten Professor, den grausamen Leichen-Beseitiger, die undurchsichtige Chefin eines Sexsklaven-Handels. Jeder Fall wird im Verlauf einer Episode gelöst, ist jedoch in eine - auch das erinnert an Akte X - übergeordnete Dramaturgie eingebettet. Die handelt davon, dass Reddington womöglich der Vater von Reed ist, dass Reeds Ehemann auf der Blacklist stehen könnte - und dass Reddington freilich die Nummer eins auf dieser Liste sein könnte.

Die Serie profitiert von den charismatischen Gastauftritten (Isabella Rossellini, Robert Knepper, Robert Sean Leonard), vor allem aber lebt sie von Spaders immenser Präsenz. Die täuscht über die selbst für Agententhriller bisweilen arg hanebüchene Handlung, Megan Boones schreckliche Perücke (sie hatte sich für eine andere Rolle die Haare abschneiden lassen) und die doch arg klischeehaft agierenden FBI-Agenten hinweg. Die einzelnen Fälle sind spannend und interessant. Und natürlich gibt es da noch dieses Grinsen, das genügt, um Woche für Woche einschalten zu wollen.

The Blacklist , RTL, dienstags, 20.15 Uhr

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