Journalismus im Internet:Neue Flatrate-Hoffnung aus der Slowakei

Wie lässt sich Qualitäts-Journalismus im Internet finanzieren? Die bisherige Umsonst-Kultur ist für viele Verlage ein Problem. In der Slowakei hat sich als Alternative ein ungewöhnlich erfolgreiches Flatrate-Modell für Webinhalte etabliert - jetzt soll es international werden.

Klaus Brill

Für den Konsumenten ist es ganz einfach. Er zahlt 1,99 Euro pro Woche oder 4,89 Euro im Monat, ähnlich wie beim Kabelfernsehen. Dafür bekommt er freien Zugang zu einem Dutzend exklusiver journalistischer Websites im Internet. Das bisher einzigartige Modell, das eine Gruppe von Journalisten und Verlegern in der Slowakei entwickelt hat, wird von kommender Woche an auch in Slowenien übernommen, wie die Trägerfirma Piano Media nun mitteilte.

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Die neue Medienwelt: Verlage suchen nach Wegen für Print und Online.

(Foto: iStockphoto)

Weltweit genießt das Vorhaben bei Verlegern höchste Aufmerksamkeit, denn es könnte ein quälendes Dilemma einer Lösung näherbringen. Seit der Einführung des Internets sind die Verbraucher es gewöhnt, Nachrichten, Kommentare und Hintergrundberichte auf den Portalen der Medien umsonst zu lesen. Auch wenn die Inhalte mit Anzeigenwerbung garniert sind, erzielen die Betreiber damit nur in den seltensten Fällen Gewinne. Auf Dauer aber kann man keine Waren und Dienste verschenken, deren Produktion hohe Kosten verursacht.

Um den Nutzern die Scheu vor der Bezahlschranke zu nehmen, hat Piano Media ein Verfahren entwickelt, das seit April 2011 in der Slowakei "mehr als erfolgreich war", wie der Geschäftsführer Tomas Bella sagt. Darum wird es jetzt in Slowenien kopiert: neun Medien, acht Tageszeitungen, drei Wochenmagazine und ein Web-Portal, schließen sich wie in der Slowakei unter dem Dach von Piano Media zusammen. Wer einmal die Gebühr zahlt, kann auf all ihren Websites alle Exklusiv-Artikel lesen, die nur diesem Kundenkreis vorbehalten sind. Manchmal erhält man auch Berichte früher oder in einer anzeigenfreien Version.

Die Expansion geht über Slowenien hinaus bald weiter. Nach eigenen Angaben führt Piano Media derzeit Verhandlungen mit Verlegern in elf europäischen Ländern und will bis Ende dieses Jahres sein Modell in drei oder mehr weiteren Ländern einführen.

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