Grimme-Preis-Verleihung 2013:Parodie schlägt Realsatire

Statt des Trash-Formats "Dschungelcamp" zeichnet die Jury des begehrten Grimme-Preises 2013 die "Wetten, dass..?"-Parodie von "Switch", "Der Turm" und den "Tatortreiniger" aus. Am Abend erhalten die Preisträger ihre Trophäen.

Die Gewinner des Grimme-Preises.

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(Foto: dpa)

Das Trash-Format "Dschungelcamp" stand auf der Liste der Nominierten, freuen können sich nun andere: Die Jury des begehrten Grimme-Preises zeichnet 2013 die "Wetten, dass..?"-Parodie von "Switch", "Der Turm" und den "Tatortreiniger" aus. Außerdem wird viel schwere Kost belohnt. Ekelprüfungen, Seelenstriptease und Sätze wie "Kack die Wand an" - das ist also doch (noch) nicht der Fernseh-Stoff, der den Grimme-Preis gewinnt. Die Jury entschied sich im Bereich Unterhaltung gegen das nominierte RTL-Format "Ich bin ein Star - holt mich hier raus". Statt der Realsatire des Promi-Dschungels ...

Grimme-Preis-Verleihung 2013

"Switch Reloaded Spezialausgabe zu 'Wetten,dass..?'"

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(Foto: ©ProSieben/Kai Schulz)

... überzeugten diese beiden Herren. Die satirische "Switch Reloaded" Spezialausgabe zu "Wetten, dass..?",  die bereits vor der Neuauflage der ZDF-Samstagsabendshow ausgestrahlt wurde, hat die Grimme-Jury begeistert. Sie stehe für intelligente und perfekt funktionierende Fernsehparodie, heißt es in ihrer Begründung. Neben dem neuen Moderator Markus Lanz ist in der "Switch Reloaded"-Version auch sein Vorgänger Thomas Gottschalk mit von der Partie. Zu Gast in der Show waren satirische Verschnitte des neuseeländischen Regisseurs Peter Jackson, Nena, Günther Jauch, Atze Schröder und weiteren. Im Bild: Max Giermann als Markus Lanz und Bernhard Hoëcker als Thomas Gottschalk

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"Der Tatortreiniger - Schottys Kampf"

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(Foto: NDR/Thorsten Jander)

Kritikerliebling Bjarne Mädel hatte in diesem Jahr gleich doppelte Chancen auf die begehrte Auszeichnung. Die Jury nominierte sowohl die Krimi-Episoden von "Mord mit Aussicht" (in der WDR-Serie spielt Mädel einen Dorfpolizisten aus der Eifel) als auch die NDR-Serie "Der Tatortreiniger".  Mit seiner Rolle des Tatortreinigers "Schotty" sorgte Mädel für Furore, dabei versteckte der NDR die Serie erst im späten Abendprogramm. Mittlerweile sind neue Folgen der Sendung ausgestrahlt worden - im Ersten. Es sei "so ungewöhnlich wie gerechtfertigt", so Grimme-Chef Uwe Kammann, dass der "Tatortreiniger" nach 2012 nun zum zweiten Mal den Preis erhalte: "Die thematisch so ausgefallene, weil hochpolitisch zugespitzte Folge bietet schlicht eine nochmalige Qualitätssteigerung, unkonventionell in jeder Hinsicht." Im Bild: Mädel (rechts) in einer Szene aus "Der Tatortreiniger", Folge: "Über den Wolken"

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"Der Turm"

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(Foto: MDR/teamWorx/Nik Konietzny)

Am Beispiel zweier Dresdner Familien erzählte Uwe Tellkamp in seinem Roman "Der Turm" vom Bildungsbürgertum in der DDR, das im schönen Schein Trost und Kraft fand. Die Verfilmung, zu sehen im Herbst 2012 im Ersten, wurde zum Publikumserfolg.  Die Jury des Grimme-Preises lobt den Zweiteiler nun als eines der "seltenen Beispiele einer optimalen Literaturverfilmung", weil ihm "der Drahtseilakt zwischen Opulenz und Verdichtung" gelinge. Die Auszeichnung im Bereich "Fiktion" geht dafür an Thomas Kirchner (Buch), Christian Schwochow (Regie), Lars Lange (Ausstattung) sowie die Darsteller Jan Josef Liefers, Claudia Michelsen und Sebastian Urzendowsky. 

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"Der letzte schöne Tag"

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(Foto: WDR/Willi Weber)

Was passiert mit einer Familie, wenn die Mutter nicht mehr leben will? Der ARD-Film "Der letzte schöne Tag" schilderte, wie ein Vater und seine Kinder die Tage nach dem Suizid der Mutter durchleben.  Die Grimme-Jury würdigte die Geschichte als "eine tief berührende Phänomenologie des Trauerns durch Tätigsein". Die Trophäen im Bereich "Fiktion" gehen an die Autorin Dorothee Schön, Regisseur Johannes Fabrick und Wotan Wilke Möhring stellvertretend für das Darstellerteam. Im Bild: Lars (Wotan Wilke Möhring) findet den Körper seiner leblosen Frau Sybille (Julia Koschitz). 

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"Der Fall Jakob von Metzler"

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(Foto: Hans-Joachim Pfeiffer)

In der Kategorie Fiktion wird auch der ZDF-Film "Der Fall Jakob von Metzler" geehrt, der im September 2012 ausgestrahlt wurde. Der Film rekonstruiert die Entführung des Frankfurter Bankierssohns Jakob von Metzler durch den Jurastudenten Magnus Gäfgen. In dem Fernsehdrama geht es um die polizeilichen Ermittlungen und das spätere Strafverfahren gegen den Vizepräsidenten der Frankfurter Polizei. Dieser musste sich verantworten, weil ihm vorgeworfen wurde, Gäfgen im Verhör mit Folter bedroht zu haben.  Im Bild: Robert Atzorn als Wolfgang Daschner als Vizepräsident der Frankfurter Polizei

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"Das Ende einer Nacht"

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(Foto: ZDF und Martin Valentin Menke)

Ein Mann und eine Frau vor den Trümmern ihres Lebens: Das ZDF-Justizdrama "Das Ende einer Nacht" erzählt eine Geschichte, deren Grundstruktur jeder zu kennen scheint. Es geht um eine mögliche Vergewaltigung in der Beziehung. Regisseur Matti Geschonneck gelang es - auch in den Augen der Grimme-Jury - daraus einen eindrucksvollen Film zu machen. Autor Magnus Vattrodt, die Schauspielerinnen Ina Weisse und Barbara Auer erhalten dafür ebenso eine Grimme-Trophäe wie Regisseur Matti Geschonneck. Dieser ... Im Bild: Polizeikommissar Ralf Benning (Bernhard Schätz, l.) findet Sandra Lamberg (Katharina Lorenz).

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Matti Geschonneck

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(Foto: dpa)

... stand bereits vorab für eine weitere Auszeichnung fest: Geschonneck, bereits zweifacher Grimme-Preisträger, erhält die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, der den Grimme-Preis verleiht. Der Regisseur habe "in der Summe seiner Eigenschaften" den deutschen Fernsehfilm seit Anfang der 1990er Jahre geprägt wie kein zweiter, teilte das Grimme-Institut schon im Januar mit. Mit ihm werde ein "inszenatorisch virtuoser und handwerklich hochversierter Fernsehkünstler" ausgezeichnet.

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"Was lebst Du?"

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(Foto: Bettina Braun)

Bettina Braun wagte sich für das ZDF an das ehrgeizige Projekt einer Langzeitbeobachtung von drei Kölner Migranten. Daraus entstand der Doku-Dreiteiler "Was lebst Du?", "Was du willst" und "Wo stehst du?". Nun folgt die Auszeichnung mit einem Grimme-Preis "Spezial". Die Dokumentationen zeichneten sich unter anderem "durch eine intensive Nähe zu den Menschen" aus, so entstünden "dichte Bilder von Wirklichkeiten, die wiederum den Eindruck hoher Wahrhaftigkeit vermitteln", heißt es in der Begründung.

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"Ein deutscher Boxer"

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(Foto: NDR/Herbert Mehrens)

In der Kategorie "Information & Kultur" überzeugte auch die Dokumentation "Ein deutscher Boxer" (NDR/SWR), die sich dem ungewöhnlichen Leben von Charly Graf widmet. Der Film über den Deutschen Box-Schwergewichtsmeister von 1985 ist laut Grimme-Jury ein gelungenes Porträt des Farbigen, das "zu keiner Zeit langatmig wirkt und den Zuschauern eine kritische Reflexion ermöglicht".

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"Seelenvögel"

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(Foto: WDR/Filmpunkt GmbH)

Neben "Ein deutscher Boxer" gewinnt in der Kategorie "Information und Kultur" auch die Dokumentation "Seelenvögel" von Thomas Riedelsheimer. Der Film porträtiert drei an Leukämie erkrankte Kinder - der Jury zufolge eine Leistung, die "zum Weinen bringt, ohne traurig zu machen".

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"Vaterlandsverräter"

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(Foto: ZDF/Johann Feindt)

Annekatrin Hendel zeichnete mit "Vaterlandsverräter" (ZDF/ARTE) das Portrait des einstigen DDR-Schriftstellers Paul Gratzik - für die Grimme-Jury preiswürdig. Auch die Reihe "Lebt wohl, Genossen!" wird ausgezeichnet, in der Andrej Nekrasov, György Dalos, Christian Beetz und Georg Tschurtschenthaler den Untergang der Sowjetunion aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählen. Im Bild: Paul Gratzik in "Vaterlandsverräter"

Grimme-Preis-Verleihung 2013

"Add a friend"

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(Foto: dpa)

Felix liegt im Krankenhaus und kommuniziert mit seinem besten Kumpel über das Internet. Soweit die Grundidee von "Add a friend". TNT Serie brachte dem deutschen Pay-TV damit seine erste eigene Serie - und die wird nun auch mit einem Grimme-Preis "Spezial" belohnt. Der "Sonderpreis Kultur des Landes NRW" geht an "Fremde Kinder: Der Vorführer" (ZDF/3sat), der "Publikumspreis der Marler Gruppe" an das Drama "Blaubeerblau" (BR/MDR/Degeto) und das "Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst" an "Über uns das All" (WDR). Nachdem die Grimme-Preisträger am 27. März bekannt gegeben wurden, folgt am 12. April die feierliche Verleihung: Dann werden die 49. Grimme-Preise im Theater der Stadt Marl - moderiert von Michael Steinbrecher - überreicht. 3Sat überträgt die Gala ab 19 Uhr per Live-Stream auf seiner Internetseite und ab 22.35 Uhr zeitversetzt im TV. Im Bild von links: Die Hauptdarsteller Ken Duken, Emilia Schüle und Friedrich Mücke im September 2012 bei den Preview Screenings der TNT-Serie "Add a Friend" in München.

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