England:Seltsame Ehe

Der "Daily Express" trommelt für einen harten Brexit, der "Daily Mirror" warb vor dem EU-Referendum für den Verbleib. Jetzt fusionieren die ungleichen Blätter.

Von Björn Finke

Von der Titelseite des Daily Express lächelte am Freitag Jacob Rees-Mogg, Brexit-Vorkämpfer und erzkonservativer Abgeordneter der regierenden Tories. Er fordert dort, die Entwicklungshilfe zu kürzen, ein Thema, das dem britischen Boulevardblatt am Herzen liegt. Der Daily Mirror, ein anderer Boulevardtitel, greift auf der Titelseite den konservativen Gesundheitsminister Jeremy Hunt wegen der Krise des Gesundheitsdienstes NHS an. Der Daily Mirror steht der Labour-Partei nahe, der Daily Express empfahl bei den Wahlen 2015, für die EU-feindliche Partei Ukip zu stimmen. Der Daily Mirror warb vor dem EU-Referendum für den Verbleib, der Daily Express trommelt für einen harten Brexit. Diese beiden sehr unterschiedlichen Blätter sind bald Schwesterzeitungen.

Am Freitag verkündete Trinity Mirror, der börsennotierte Verlag des Daily Mirror, den Daily Express zu kaufen. Das Unternehmen zahlt dem bisherigen Eigner, dem Milliardär Richard Desmond, 140 Millionen Euro und erhält dafür neben dem Daily Express das Boulevardblatt Daily Star, die Sonntagsausgaben der Zeitungen sowie die Klatschmagazine Ok!, New! und Star. Die Fusion der ungleichen Titel ist eine Reaktion auf die Branchenkrise. Auch im Königreich schrumpfen Auflage und Anzeigenerlöse gedruckter Zeitungen. Einnahmen auf den Internetseiten machen das nicht wett. Trinity Mirror will durch die Übernahme die Kosten um jährlich 23 Millionen Euro senken. Beobachter erwarten, dass Redaktionen zusammengelegt werden.

© SZ vom 10.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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