Bohlen sucht Kandidaten für "DSDS Kids":Je tiefer die Quote, desto jünger die Kandidaten

Lesezeit: 2 min

"Deutschland sucht den Superstar" kämpft mit schlechten Quoten, außerdem hat die Show inzwischen Ärger mit dem Kandidatenalter. Doch das lässt Chef-Juror Dieter Bohlen völlig kalt. Er arbeitet schon an einem neuen Casting-Format - für Kinder zwischen vier und 14.

Martina Pock

Schon in der laufenden Staffel von Deutschland sucht den Superstar ist das Durchschnittsalter gering. Jüngste Kandidatin ist die 16-jährige Fabienne - sie muss ab 22 Uhr in den Zuschauerrängen Platz nehmen. (Foto: dapd)

Dieses Fernsehformat hat seinen Zenit längst überschritten - die Quoten-Kurve bei "Deutschland sucht den Superstar" verläuft steil bergab. Bei der am Samstag ausgestrahlten Sendung waren weniger als fünf Millionen Zuschauer mit dabei. In der ersten Staffel 2002 schalteten sich noch durchschnittlich acht Millionen Zuschauer zu, in der letztjährigen Staffel waren es im Schnitt noch mehr als sechs Millionen. Das alles ist für Dieter Bohlen kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Ganz im Gegenteil. Sein neuester Streich nennt sich "DSDS Kids" und ist eine Casting-Show für Kinder zwischen vier und 14 Jahren. Die Bewerbungsfrist für diese neue Show läuft noch bis zum 31. März.

Ob die minderjährigen Kandidaten dem Druck und vor allem dem Chef-Juror Bohlen gewachsen sind, ist mehr als fraglich. Bohlen ist weithin bekannt für seine inszenierten verbalen Ausfälle: "Das einzige, was du kannst, ist als Geruch auf'm Fischkutter arbeiten" oder "Du hast weniger Töne getroffen, als ein peruanischer Nackthund Haare am Arsch hat". Das sind dann doch Attacken, die Kindern kaum gut tun würden.

Beim Casting zur neunten Staffel der Show versuchte Bohlen zwar sich von seiner kinderfreundlichen Seite zu zeigen, als er den vierjährigen Liam ausnahmsweise ein Lied vortragen ließ. Da setzte sich der 58-Jährige sogar auf den Boden und wippte im Takt mit. Am Ende bekam der Kleine auch noch Lob und einen Recall-Zettel von Bohlen überreicht: "Den bekommt nicht jeder, nur wenn man ganz toll gesungen hat". Von wegen.

Dass es bei dem Format schon lange nicht mehr um gesangliches Talent geht, zeigt die laufende Staffel sehr deutlich. Das Singen ist zur Nebensache geworden, im Vordergrund steht die Vermarktung und Ausschlachtung der Marke "Teenie-Star". Wer sich, seine Lebensgeschichte und seine Herkunft gut verkauft, kommt auch weiter.

Das Image muss stimmen

Die 17-jährige Vanessa, eines der wenigen wirklichen Talente unter den aktuellen Kandidaten, wurde von Bohlen als "arrogant" bezeichnet - weil sie so selbstsicher und perfekt singt. Seitdem ist das Mädchen bemüht, bei jeder Gelegenheit alles und jedem mit beiden Händen Luftküsse zuzuwerfen. Dass sie die beste Sängerin der Staffel ist, wird dabei zur Nebensache, das Image muss stimmen.

Der 18-jährige Joey hingegen trifft kaum einen richtigen Ton. Auf der RTL-Homepage wird er als "der liebenswerte Chaot" bezeichnet. Auf seine Lebensgeschichte wird seit Beginn der Show ständig hingewiesen: Der gewalttätige Vater, der ihn im Alter von vier Jahren durch eine Glastür geworfen hat. Bilder seiner vernarbten Unterarme kursieren seit Wochen in der Boulevardpresse.

Wie tickt dann erst "DSDS Kids"?

Der Deutsche Kidnerschutzbund rät Eltern von einer Teilnahme ihrer Kinder ab und hat die geplante Kinder-Castingshow heftig kritisiert: Das ursprüngliche Format sei auf Blamieren und Demütigung ausgelegt und Chef-Juror Bohlen nicht unbedingt für seine Diplomatie bekannt, sagt der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers. Für die Entwicklung der Kinder könne ein Auftritt in der Sendung unter diesen Vorgaben schlimme Folgen haben.

Bohlen steht voll hinter seiner geplanten Show: "Tausendmal bin ich in den letzten Jahren von jungen Menschen und Kids gefragt worden: Warum gibt es kein DSDS für uns? Dass wir jetzt "DSDS Kids" machen, ist der Hammer", so der Chef-Juror.

Das Durchschnittsalter bei der laufenden Staffel ist bereits so niedrig wie kaum jemals zuvor bei DSDS. Ein Umstand, der Bohlen möglicherweise schon zum Verhängnis wurde. Denn laut Gesetz dürfen die vier Minderjährigen um 22 Uhr beziehungsweise ab 23 Uhr nicht mehr auf der Bühne stehen und müssen in den Zuschauerrängen Platz nehmen. Nach einem etwaigen Verstoß gegen diese Regelung durch die 16-jährige Fabienne, die bei einer Live-Sendung nach 22 Uhr noch aufgetreten sein soll, prüft die Bezirksregierung Köln inzwischen, ob sie eine Geldbuße verhängt.

© Süddeutsche.de/mapo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: