Zuerst waren es nur die Auslandsausgaben, jetzt muss auch das Londoner Mutterblatt Einschnitte hinnehmen. Der britische Guardian will im kommenden Jahr seinen Sparkurs fortsetzen und die Print-Ausgabe erheblich umbauen. Bereits im Oktober hatte der Verlag, der auch den Observer herausgibt, die internationalen Editionen der Zeitung eingestellt.
Von Mitte Januar an enthält der Guardian, der zuletzt etwa durch die Aufdeckung des Phonehacking-Skandals von sich reden machte, nur noch vier statt fünf Kommentarseiten. Der Sportteil erscheint nur noch zweimal wöchentlich als eigenes Buch, dienstags bis freitags wandert er an das Ende des letzten Buches. Die bislang jeden Freitag erscheinende Beilage zu Film und Musik wird in die tägliche Beilage G2 integriert. Ein noch radikalerer Plan, nach dem der Nachrichtenteil zugunsten von Hintergrundberichten und investigativen Stücken verschlankt werden sollte, wurde verworfen. Weitere drei Beilagen waren im September eingestellt worden.
Der Guardian selbst spricht euphemistisch von einem cycle of integration, einem Prozess der Zusammenführung, der mit den jetzt angekündigten Umstellungen im Blatt zu Ende gehe. Tatsächlich muss die britische Traditionszeitung sparen - die Guardian Media Group leidet wie alle Pressehäuser unter sinkenden Anzeigenerlösen. Zusätzlich zu den jetzt vorgestellten Änderungen sollen auch die Arbeitsabläufe in der Redaktion so angepasst werden, dass weniger externe Mitarbeiter benötigt werden. Insgesamt will der Verlag so jedes Jahr etwa eine Million Pfund sparen - die Löcher im Haushalt sind aber viel größer. Allein im vergangenen Jahr haben der Guardian und der Observer nach eigenen Angaben 33 Millionen Pfund Verlust gemacht.
Der Observer und die Samstagsausgabe des Guardian sollen von den Plänen vorerst nicht betroffen sein - aber auch diese Blätter sollen im kommenden Jahr einer eingehenden Überprüfung unterzogen werden. Möglicherweise kommen dann noch weitere Einschnitte auf den Guardian zu.