Virtuelle Partner:Mein unsichtbarer Freund

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Wer Single ist, das aber lieber verheimlichen möchte, kann sich über den Dienst "Invisible boyfriend/girlfriend" einen virtuellen Partner erstellen. Dieser schickt dann sogar regelmäßig Nachrichten aufs Handy oder ruft an - je nachdem, was gewünscht ist.

Jedes dritte Kind hat einen unsichtbaren Freund. In der Altersklasse der Zwei- bis Vierjährigen geht es für viele kaum ohne imaginäre Begleitperson. Diese braucht natürlich einen eigenen Platz am Esstisch und erteilt auch Ratschläge.

Was Eltern häufig beunruhigt und am Verstand der Kleinen zweifeln lässt, halten Erziehungsexperten sogar für nützlich. Einer US-Studie zufolge sind Kinder mit fantastischen Freunden besser fürs Leben gerüstet. In Befragungen erwiesen sie sich als kreativ, gesellig und überdurchschnittlich intelligent. Es sei normal, dass Kinder sich in gewissen Lebensphasen Beistand von imaginären Freunden holten, so die Experten.

"Warum dieses Prinzip nicht aufs Single-Leben übertragen?", dachten sich wohl auch die Macher des Online-Dienstes "invisible boyfriend/girlfriend". Wer sich dort anmeldet, kann sich ein Profil einer Fake-Freundin beziehungsweise eines Fake-Freundes anlegen, der/die ständig Nachrichten aufs eigene Handy schickt. So lässt sich den Eltern, den Freunden, den Arbeitskollegen mit ein wenig Erzähltalent eine Beziehung vortäuschen - vorausgesetzt, niemand von ihnen möchte den Partner persönlich kennenlernen.

Nach Angaben der Macher kommen die imaginären Antworten von echten Menschen. Sie sitzen in einem Büro in Washington, bleiben jedoch anonym und versuchen, sich so gut wie möglich in die Rolle des gewünschten Partners einzufühlen. Als Ghostwriter für die Beziehungsgeschichte eines anderen.

Der Dienst funktioniert derzeit aber nur mit einer kanadischen oder einer US-amerikanischen Mobilfunknummer. Die Kommunikation via Whatsapp-Nachrichten, SMS oder Voice-Mail wird bisher nur auf Englisch angeboten. Und ein erfundener Freund, der sich noch dazu ständig meldet, ist natürlich auch nicht ganz kostenlos. Der Single-wider-Willen kann zwischen drei Paketen zu Preisen von 9,99 bis 49,99 US-Dollar pro Monat wählen.

So lässt sich der virtuelle Freund/die virtuelle Freundin erstellen:

Wie konfiguriere ich mir einen virtuellen Partner? Bei "invisible boyfriend/girlfriend" kann jeder sich einen Freund basteln. (Foto: Screenshot Invisible Boyfriend)

Zuerst gibt man seinem neuen Partner einen Namen. Den kann man frei erfinden - wichtig ist nur, dass auch ein zweiter Vorname gewählt wird. Dann bestimmt man das das Alter seines Fake-Freundes.

Natürlich braucht der Partner ein Foto. Die perfekte virtuelle Freundin lässt sich aus 16 verschiedenen Fotos von Frauen mit unterschiedlichen Haarfarben und Gesichtsformen auswählen. Die Auswahl bei den Männern ist noch etwas kleiner: "Invisible Boyfriend" bietet nur 15 Fotos. Es sind nach Angaben der Macher echte Menschen, die ihre Profilbilder freiwillig eingereicht haben.

Die Männer, die zur Auswahl stehen. (Foto: Screenshot Invisible Boyfriend)
Fotos von potentiellen Freundinnen? (Foto: Screenshot Invisible Boyfriend)

Wer sich für ein Foto entschieden hat, definiert Charakter und Interessen des neuen Partners. Die inneren Werte, die sich auswählen lassen, sind für beide Geschlechter gleich. Leider sind pro Freund nur maximal zwei Eigenschaften erlaubt: fröhlich und kontakfreudig, süß und scheu, frech und sarkastisch, liebenswert, aber sozial unbeholfen, abenteuerlustig und spaßig oder witzig und intelligent. Ähnlich holzschnittartig sind die Interessen. Darunter zum Beispiel: Lesen, Sport, Theater, klassische Musik, Schach oder Gärtnern.

Ein bisschen holzschnittartig: Der Charakter des virtuellen Partners. Schließlich zählen vor allem die inneren Werte. (Foto: Screenshot Invisible Boyfriend)

Wichtig ist auch - weil man ja idealerweise eine Fernbeziehung führt, um das Lügenkonstrukt aufrechtzuerhalten - der Wohnort des Freundes. Hier lässt sich aus großen kanadischen und US-amerkanischen Städten auswählen.

Nun bedarf es natürlich noch einer erfundenen Kennenlern-Geschichte. Die kann sich jeder selbst ausdenken.

Wo habt Ihr euch kennengelernt? Hier bietet sich reichlich Platz für Legenden. Je nach Geschmack hat es eben bei der Überquerung des Watzmann-Gipfels, vor der Käsetheke im Supermarkt oder ... (Foto: Screenshot Invisible Boyfriend)
... beim Filmdreh gefunkt. (Foto: Invisibly Boyfriend)

Angeben muss man auch die Gründe, warum man den Dienst eines virtuellen Partners in Anspruch nehmen möchte:

Es gibt viele Gründe, warum man nicht mehr Single sein möchte. (Foto: Screenshot Invisible Boyfriend)

Nun wird es leider ein bisschen unromantisch: "Invisible boyfriend/girlfriend" verlangt die Kreditkartendaten. Freundschaft gibt es eben nicht umsonst.

Linktipp: Auf dem Nachrichten-Aggreator Digg beschreibt Steven Rousseau sehr ausführlich seine vierwöchigen Erfahrungen mit dem Dienst "Invisible boyfriend/girlfriend" und kommt zu einem ungewöhnlichen Fazit.

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