Süßes zu Ostern:Der Herr der Hasen

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Auch der Schokoladenosterhase geht mit der Zeit, doch im Inneren bleibt er Traditionalist. Schokoladenfabrikant Claus Cersovsky über Manga, Moden und Märkte.

Interview: Lena Jakat

Jedes Jahr verkauft Claus Cersovsky 30 Millionen Schokoladenosterhasen in die ganze Welt. Gemeinsam mit seinem Bruder Oliver leitet der 47-Jährige das baden-württembergische Familienunternehmen Rübezahl Schokoladen aus Dettingen unter Teck in dritter Generation. Mit sueddeutsche.de sprach Claus Cersovsky über Kleidung, Geschmack und Zukunft des Schokoladenhasen.

sueddeutsche.de: Sie sind seit 20 Jahren Osterhasenfabrikant. Wie hat sich sein Aussehen in dieser Zeit verändert?

Claus Cersovsky: Früher hatte er immer eine goldene Grundfarbe - da kann man heute viel mehr spielen: Es gibt heute einen lila Hasen, es gibt Osterhasen, die auf einem Surfbrett stehen und ein Handy in der Hand halten. Hier ist auch Zeitgeist zu spüren - der Verbraucher ist Neuheiten gegenüber heute aufgeschlossener als früher.

sueddeutsche.de: Also weg vom goldenen Klassiker in Vollmilch?

Cersovsky: Nein, am beliebtesten bleibt mit ganz großem Abstand der Klassiker. Der sieht als Sitz- und Stehhase seit Jahrzehnten ungefähr gleich aus. Allerdings ging seine Jacke früher eher in Richtung Tracht - heute ist es ein normales Hemd und eine normale Hose. Die Konsumenten gehen durchaus auch zurück zum Traditionellen: Auf der einen Seite will man mit dem Zeitgeist gehen, auf der anderen auch seine Traditionen erhalten.

sueddeutsche.de: Wie sieht denn ein Osterhase aus, der mit der Zeit geht?

Cersovsky: Dank der Technik kann man heute durch das Design viel mehr rüberbringen. Wenn ich dem Osterhasen größere Augen gebe und eine bolligere Schnauze, dann komme ich schnell in eine cartoonartige Gestaltung. Für das eine oder andere Kind ist die sehr viel interessanter als der normale Osterhase.

sueddeutsche.de: Was ist mit den inneren Werten?

Cersovsky: Früher war der Osterhase einfach aus Vollmilchschokolade. Heute gibt es ihn in weißer Schokolade, mit Nussstückchen, mit Crisp und Karamell. Man experimentiert mit verschiedenen Zutaten. Aus unserem Sortiment verkauft sich ein Osterhase sehr gut, der mit Schokolinsen gefüllt ist. Der raschelt auch, wenn man ihn schüttelt.

sueddeutsche.de: Vierzig Prozent ihrer Produktion sind für den Export bestimmt. Wo sitzen Ihre Osterhasen am Wochenende überall in den Nestern?

Cersovsky: Hauptsächlich in den Ländern der Europäischen Union. Gerade zu Ostern ist einer unserer Hauptexportmärkte aber Australien. Das Land hat zwar relativ wenige Einwohner, dafür aber den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Schokoladenosterhasen. Zu Ostern kommt dort die ganze Familie zusammen, eher als an Weihnachten. Jedes Jahr kommt außerdem das eine oder andere Land dazu, wo es auf einmal auch Schokoladenosterhasen gibt. Wenn die Kaufkraft zunimmt, dann wird auch mehr Schokolade gegessen, dann werden auch mehr Saisonartikel gekauft - zum Beispiel in Asien.

sueddeutsche.de: Sieht ein chinesischer Osterhase anders aus?

Cersovsky: Wir liefern dorthin nur kleine Mengen und produzieren dafür keine speziellen Osterhasen - die sehen so aus wie unsere auch. Sollten unsere asiatischen Kunden in ein paar Jahren sagen: "Der Osterhase schmeckt uns, aber er braucht zum Beispiel ein asiatisches Gesicht", dann würden wir das vielleicht auch machen. Momentan ist unser Osterhase universell einsetzbar.

sueddeutsche.de: Ist der Osterhase für Sie eine reine Marketingfigur?

Cersovsky: Wenn das so wäre, hätte er sich nicht so lange gehalten. Der Osterhase ist mit unserer westlichen Tradition schon sehr nah verbunden. Aber ich sehe den Osterhasen auch von der Produktionsseite und vom Verkauf her - schließlich lebt von ihm unser ganzer Betrieb und alle Menschen, die bei uns arbeiten.

sueddeutsche.de: Was kommt bei Ihnen zu Hause in die Nester?

Cersovsky: Der traditionelle, sitzende oder stehende Osterhase - dazu gefüllte Eier, für die Erwachsenen auch mal mit Alkohol. Wir sind froh, wenn Karfreitag ist, alle Osterhasen ausgeliefert sind und wir ein paar ruhige Tage mit der Familie haben.

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