Promis und die Liebe - Schmachtwort der Woche:"Im Streit sind wir hoffnungslos unterlegen"

In der Auseinandersetzung mit einer Frau kann ein Mann nur verlieren. Ohne dass er es merkt, setzt sie ihren Willen durch. Und am Ende fragt er sich: "Wie bin ich da nur hineingeraten?"

von Violetta Simon

Es gab eine Zeit, da ließ sich ein Mann von einer Frau bestenfalls durch Gift oder eine Kugel niederstrecken. Heute genügt es, ihn in eine Diskussion zu verwickeln - schon liegt er am Boden. Vor Erfahrungen dieser Art kapitulieren selbst harte Jungs wie Campino, Frontmann der Toten Hosen: "Was die Ausdauer angeht, mit der eine Frau streiten kann, sind wir hoffnungslos unterlegen", gestand der 49-Jährige in einem Interview mit dem Playboy.

Campino Schmachtwort

Das Schmachtwort der Woche stammt diesmal von Campino.

(Foto: Sophie Kaiser)

Was macht eine Frau so erfolgreich im Disput? Wenn es nach Campino geht, liegt das Geheimnis darin, dass Frauen beim Streiten keine Sprinter sind, sondern Langstreckenläufer. Und was macht Männer so chancenlos? Dass Frauen bei diesem Marathon auch noch so viel Fantasie an den Tag legen. Sie könnten es sich ja auch einfach machen und den Rat zahlreicher Experten befolgen: Der wichtigste Schlüssel zur männlichen Aufmerksamkeit ist die positive Botschaft, deshalb sollte man einen Mann so oft wie möglich loben. Die meisten Frauen haben aber keine Lust, ihrem Partner einen Orden zu verleihen, weil er Socken, Milchtüten und Föhn an ihren Platz zurückräumt. Sie greifen lieber zu einer subtileren Taktik, die sie perfekt beherrschen. Und hier kommt die weibliche Ausdauer ins Spiel, vor der Campino so viel Respekt hat.

Sie erlaubt der Frau, über einen unbegrenzten Zeitraum hinweg unversöhnlich zu bleiben, und zwar so lange, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Von unschätzbarem Wert ist dabei die Fähigkeit, den Partner mit einer offensiven Form der Nichtachtung zu strafen. Die Methode ist deshalb so perfide, weil sie den Mann demonstrativ ignoriert, ihm aber zugleich das Gefühl gibt, unter Beobachtung zu stehen, so dass es ihm nicht möglich ist, sich unbehelligt anderen Dingen zu widmen.

Dieses Vorgehen ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Repertoire weiblicher Streitstrategien. Nehmen wir ein Beispiel: Angenommen, eine Frau gestaltet die Küche um - Wandfarbe, Sitzkissen, bunte Glasflaschen, das volle Programm. Sie will von ihrem Mann wissen, wie er die neue Deko findet. Wie lautet ihre Frage? Nein, nicht wie ihm die Küche gefällt. Sie wird ihn fragen, ob ihm etwas aufgefallen ist. Damit schafft sie Raum für einen kleinen Vorwurf - und schiebt ihn damit ganz elegant mit dem Rücken zur Wand. Sagt er "Nein, ist mir nicht aufgefallen", outet er sich als blinder Trottel. Sagt er "Ja, hab ich gesehen", befindet er sich, wo sie ihn haben wollte: in der Defensive. Damit ist der Ring frei für die nächste Frage: "Warum sagst du dann nichts?"

Der weibliche Argumentationskreis schließt sich

Eine Frau würde spätestens jetzt den Spieß umdrehen und einen Gegenvorwurf abschießen: "Wie kommst du überhaupt dazu, hier alles umzudekorieren, ohne mich zu fragen?" Aber selbst wenn der Mann diese Geistesgegenwart besäße, würde sie ihn entwaffnen mit dem Argument, dass er eben kein Händchen für Inneneinrichtung hätte und ohnehin kein Interesse. Dass er die Veränderung nicht einmal bemerke, sei ja wohl der beste Beweis dafür - womit sich der weibliche Argumentationskreis schließt.

Egal, wie die Debatte verläuft - dieser Mann wird garantiert nie dort ankommen, wo er hinwollte. Im Handumdrehen steckt er in einer Grundsatzdebatte um Ignoranz und Gefühlskälte. Und muss sich auch noch einen schlechten Geschmack anhängen lassen. Dabei war sein Gehirn die ganze Zeit über nur von einem Gedanken blockiert: "Wie soll ich in dieser Küche auch nur einen Bissen herunterkriegen?" Und erkennt spätestens jetzt, dass das sein geringstes Problem ist. Also wendet er sich der nächstliegenden Frage zu: "Wie bin ich da jetzt wieder hineingeraten?" Eine Antwort darauf wird er niemals erhalten.

Eine Frau sieht im Streit eine sportliche Herausforderung. Sie redet ihn so lange an die Wand, bis er nur noch will, dass es vorbei ist und längst vergessen hat, was er eigentlich wollte. Jetzt auf Durchzug zu schalten, wie es Männer oft reflexartig tun, macht es nur noch schlimmer. Sie könnte es als Provokation verstehen, so dass die Wut in Feindseligkeit umschlägt. Auch davon kann Tote-Hosen-Frontmann Campino ein Lied singen: "Wenn du dir eine Frau zum Feind gemacht hast, ist sie dein erbittertster Gegner - und dann gute Nacht."

Doch wie lässt ein Mann so einer Ausdauerstreiterin die Luft raus? Am besten, indem er gar nicht erst an den Start geht. Das Schlimmste - und zugleich das Klügste -, was er in so einer Situation sagen könnte, ist daher: "Schatz, ich will mich nicht mit dir streiten." Dann läuft es zwar trotzdem so, wie sie es möchte. Aber wenigstens hat er seine Ruhe.

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