Obamas Luxus-Entourage:Wasser nach Baden-Baden tragen

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Bislang gaben sich die Obamas erfrischend bodenständig: Er aß im Imbiss, sie kochte in Armenküchen. Auf ihrer ersten Europareise ist alles anders.

Mirja Kuckuk

Barack Obama hat keine Zeit mehr für Hemdsärmeligkeit. Schon gar nicht auf seiner ersten großen Reise als US-Präsident. Seit Dienstag tourt der neue Mann im Weißen Haus durch Europa, besucht Gordon Brown und die Queen, Angela Merkel und Präsident Sarkozy, ehe es weiter nach Prag geht.

Was so einfach aussieht, bedarf einer ungeheuren Logistik: Die Obamas machen sich auf den Weg nach Europa. (Foto: Foto: Reuters)

Die Türen werden ihm offen stehen, so viel ist sicher. Doch stehen sie offen genug? Große Tore müssen sich da vor dem anrollenden Staatstross auftun. Denn Obamas Entourage ist mehr als imposant: Allein 500 Beamte folgen dem mächtigsten Mann der Welt auf den fernen Kontinent Europa.

Man könnte meinen, sein Weg führe Obama in unwägbares Gebiet, ja, ins Nirgendwo. Denn die Vorbereitungen für den Trip dürfen als mehr als akribisch bezeichnet werden. Natürlich bedarf ein Mann von derlei Wichtigkeit besonderer Sicherheitsmaßnahmen: Was des Papstes Papamobil ist Obamas "The Beast" (Das Biest) - eine 300.000 Dollar teure Limousine, ausgestattet mit Nachtsichtgeräten, besonderer Panzerung, Tränengaskanonen und, falls die Luft mal dünn wird, Sauerstofftanks. Zusätzlich wachen 200 US-Sicherheitsleute über Obamas Leib und Leben.

Bereits der Flug über den großen Teich lässt den gemeinen Easy-Jet-Flieger wie den Business-Class-Kunden gleichermaßen erblassen: Die Präsidenten-Boeing verfügt über 19 Fernsehgeräte, 85 Telefone und einen Fitnessraum. Außerdem mit im Flieger: Obamas bessere Hälften. Neben Ehefrau Michelle weicht auch Assistent Reggie Love nicht von seiner Seite. Der Mann ist Obamas engster Vertrauter, der Wächter über den präsidialen Blackberry, der Mann, der Krawatten zum Wechseln und Nikotinkaugummis für die Nerven reicht.

Nicht ohne Michelles Lieblingsfriseur

Auch an Blutkonserven der Gruppe AB wird es nicht mangeln auf dem Weg durch Europa. Ein ausgewähltes Team von Ärzten und Krankenschwestern ist allzeit bereit. Weniger lebenswichtig, aber anscheinend ebenfalls nur schwer verzichtbar: Michelle Obamas Lieblingsfriseur.

Gerade noch wusste das Paar mit seiner Schlichtheit zu begeistern: Wenn er, auf dem Weg ins Weiße Haus, im körperbetonten T-Shirt trainieren ging und sich - weniger später zum Präsidenten gewählt - beim Burgeressen im Imbiss nebenan zeigte. Auch Michelle punktete, wenn sie in Schulen Kinderbücher vorlas, für Bedürftige kochte und Gemüsebeete im Garten anlegte.

Das Unprätentiöse ist nun dem Hochsicherheitsgedanken gewichen. Bereits zu Wahlkampfzeiten wurde beschlossen: Aufgrund der Hautfarbe bestehe ein erhöhtes Attentatsrisiko für den Präsidenten. Außerdem, so die offizielle Begründung aus dem Weißen Haus für die beachtliche Logistik: Obama sei nun einmal das Oberhaupt der "letzten wirklichen Supermacht", und als solcher müsse er "wann und wo auch immer auf jede Krise reagieren können".

Und deshalb reist auch das gesamte Weiße Haus mit - inklusive des Benzins, das Obamas Limousine tankt, und des Essens, das er speist. Selbst die Londoner Luft wurde von einem Vorauskommando auf ihren Bakteriengehalt geprüft, ehe der Präsident sie atmete. Die Queen und ihre acht Millionen atmenden Londoner Untertanen sind demnach keine ausreichend verlässlichen Testpersonen.

Auf Nummer sicher geht man auch beim Wasser, welches Obama trinkt: Er trinkt nur Mitgebrachtes. Gut, auch die deutsche Entwicklungshilfeministerin, Heidemarie Wieczoreck-Zeul, hat für gewöhnlich Mineralwasser für den Eigenbedarf im Gepäck - auf ihrem Weg nach Afrika. Derlei Voraussicht ist bei Aufenthalten in Krisen- und Trockengebieten nachvollziehbar. Doch mit Quellwasser in den Kurort Baden-Baden zu reisen (wo Angela Merkel Barack Obama zum Nato-Gipfel empfangen wird), klingt wie Eulen nach Athen tragen.

Barack Obama steht damit seinem Vorgänger George W. Bush in nichts nach. Der brachte Wasser zum G-8-Gipfel ins Ostseebad Heiligendamm mit, trank dann aber vornehmlich Cola light.

Es ist nicht kolportiert, welches Wasser die reisenden Obamas trinken werden. Doch, vergessen wir nicht: Es ist keine Frage des Geschmacks, sondern der Sicherheit. Julius Cäsar und Napoleon hatten schließlich auch ihre Vorkoster. Die der Queen sind noch aus früheren Jahrhunderten als "Beefeater" bekannt - sie testeten, ob der gereichte Braten nicht vergiftet sei.

Ist es also nicht verständlich, dass der US-Präsident seinen Durst mit sicherheitsgeprüftem amerikanischen Wasser löscht? Ein jeder mag doch bitte Verständnis dafür haben: Auf den raren Plätzen im "Beast" ist für einen zusätzlichen "Waterdrinker" nun wirklich kein Platz mehr.

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