Kino:Fliegen lernen

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Wie man Schauspieler in Filmszenen hoch in die Luft bekommt: ein Besuch beim Dreh zum dritten Teil der "Vampirschwestern".

Von Kathleen Hildebrand

Und bitte!" ruft der Regisseur Tim Trachte. Die Windmaschine rauscht los, der Kameraarm surrt. Laura Roge hängt an dünnen Seilen zwei Meter über dem Boden. Sie kippt nach vorn in die Waagerechte, breitet die Arme aus und guckt entschlossen nach vorn, knapp an der Kamera vorbei. Laura Roge spielt die junge Halbvampirin Dakaria. In der Filmszene aus "Vampirschwestern 3", die an einem Sommertag in München gedreht wird, fliegt Dakaria. Und so ernst, wie sie schaut, tut sie das nicht zum Spaß. Im neuen Teil der Filmreihe bekommen die Schwestern Silvania und Dakaria einen kleinen Bruder - der kurz darauf von der bösen Vampirkönigin Antanasia entführt wird. Die Mädchen müssen ihn retten.

Für die Filmaufnahmen hängt Laura Roge im hinteren Teil einer riesigen Halle. Die hohen Wände um sie herum sind komplett grün gestrichen. Am Rand des Filmsets stehen drei große Kisten mit leeren Grün-Farbtöpfen. Die Technik, mit der hier gedreht wird, heißt Greenscreen (Englisch für "grüne Leinwand"). Hinterher wird der grüne Hintergrund am Computer gegen andere Bilder ausgetauscht. Damit der Computer erkennt, was er austauschen soll, nimmt man eine klare, kräftige Farbe wie Grün. Denn Dakaria soll im fertigen Film nicht durch eine Halle fliegen, sondern über Landschaften und Städte. Laura Roge muss sich all das vorstellen, was die Zuschauer hinterher im Kino sehen werden. Leicht ist das nicht. "Am liebsten würde ich die Augen zumachen, um mich besser in die Situation hinversetzen zu können", sagt sie vor dem Dreh und lacht: "Aber das sähe ja komisch aus - wenn ich da mit geschlossenen Augen herumfliegen würde." Weil sehr viele Filme und Sendungen mit Computer-Effekten arbeiten, wird die Greenscreen-Technik oft verwendet. Nicht nur in Kinofilmen, sondern zum Beispiel auch im Wetterbericht: Der Meteorologe, der erzählt, ob es morgen regnet oder schneit, steht vor einer grünen Wand im Studio. Die Landkarte mit den kleinen Wolken und Sonnen wird hinter ihm eingeblendet. Auch moderne Nachrichtenstudios funktionieren so - damit man im Hintergrund erklärende Bilder, Landkarten oder Videos zeigen kann.

Grün - oder auch Blau - nimmt man, weil sich diese Farben am stärksten von denen menschlicher Haut unterscheiden. Wenn dann später alles Grüne gegen eine Berglandschaft ausgetauscht wird, dann hat niemand plötzlich einen Gipfel dort, wo eigentlich seine Nase ist. Bei den Filmaufnahmen darf niemand Kleidung in der Hintergrundfarbe tragen. Würde zum Beispiel ein Peter-Pan-Film gedreht, müsste der Hintergrund blau sein, denn Peter Pan trägt immer Grün. Für die "Vampirschwestern" ist das kein Problem: Daka trägt in den Filmen meistens Schwarz und Rot. Und Silvania am liebsten Rosa.

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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