Geburtshilfe:Trend zum Kaiserschnitt

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Bevor man Frauen vorwirft, sich aus Modegründen lieber einem Kaiserschnitt zu unterziehen, sollte man lieber die Ausbildung der Ärzte verbessern.

Werner Bartens

Jedes Jahr steigt die Zahl der Frauen in Deutschland, die Kinder per Kaiserschnitt zur Welt bringen. 2008 ist der Anteil an den medizinisch Sectio genannten Geburten erstmals auf mehr als 30 Prozent gestiegen. Anfang der 90er-Jahre lag er noch bei 15 Prozent.

Ärzte im OP: In einigen Fällen ist ein Kaiserschnitt medizinisch dringend angeraten. (Foto: Foto: dpa)

In einigen Fällen ist ein Kaiserschnitt medizinisch dringend angeraten, weil nur so das Leben von Mutter, Kind oder beiden gerettet werden kann. Ärzte schätzen diese medizinischen Notlagen aber nur auf maximal zehn Prozent der Geburten.

Man kann die Ansicht vertreten, dass es Privatsache der Frauen ist, ob sie stehend, am Seil hängend, im Wasser oder eben per Kaiserschnitt gebären. Die Debatte um die richtige Geburt ist aber längst zu einem ideologischen Streit geworden. Frauen wird schnell unterstellt, sich nur aus Modegründen unters Messer zu begeben - um ihr Becken zu schonen, weil sie zu bequem sind oder keine Schmerzen aushalten wollen. Als Beispiel dient gerne Victoria Beckham, die den Geburtstermin ihres Kindes verschoben hat, damit er nicht auf ein Auswärtsspiel von Vater David fiel.

Manche Frauen mögen modische Gründe für den Kaiserschnitt haben. Studien zeigen aber, dass der Wunsch meist nicht auf die Frau zurückgeht. Ärzte raten oft vorschnell zur Operation - aus mehreren Gründen: Sie beherrschen bei schwieriger Lage des Babys die geburtshilflichen Griffe nicht mehr.

Zudem gehen sie mit dem Kaiserschnitt juristisch auf Nummer sicher. Noch wurde kaum ein Arzt verklagt, weil er einen Kaiserschnitt angesetzt hat - aber viele, wenn sie keinen machten und das Kind in Gefahr geriet. Bevor die Frauen kritisiert werden, sollte Einstellung und Ausbildung der Ärzte verändert und verbessert werden.

© SZ vom 25.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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