Fußball:Familienkicker

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Wie der Vater so der Sohn: Leroy Sané ist Bundesligaprofi. Genauso wie früher schon sein Papa Souleymane. Was erben Kinder von ihren Eltern?

Von Christoph Dorner

Er hat eine besondere Gabe", sagt Joachim Löw über den 20-jährigen Stürmer Leroy Sané. Er sei schnell, technisch stark, unbeschwert - und habe enormes Potenzial. Deshalb nahm ihn der Fußball-Bundestrainer in den Kader der deutschen Nationalmannschaft auf.

Es kann sein, dass Leroy sein Talent von seinem Vater geerbt hat. Schließlich war der auch schon ein schneller und torgefährlicher Stürmer. Souleymane Sané war 1988 der erste Torschützenkönig der 2. Bundesliga, der nicht in Deutschland geboren wurde. Damals spielte er beim SC Freiburg, zeitweise sogar mit Joachim Löw in einer Mannschaft.

Kann der junge Leroy also tatsächlich so gut Fußball spielen, weil er das Talent seines Vaters geerbt hat? Warum haben manche Kinder weniger Talent für Sport, Musik oder Mathematik? Die Frage, was Kinder alles von ihren Eltern erben, beschäftigt Forscher schon sehr lange. Der Mönch Gregor Mendel hat vor über 150 Jahren bei Experimenten als Erster herausgefunden, dass bei Pflanzen zum Beispiel die Blütenfarbe nach bestimmten Regeln an die Nachkommen vererbt wird.

Vater Souleymane: 51 Bundesliga-Tore

Beim Menschen weiß man heute, dass Eltern körperliche Merkmale und Fähigkeiten an ihre Kinder weitergeben können: Haarfarbe etwa oder Körpergröße, aber oft auch Intelligenz, Ballgefühl oder bestimmte Charaktereigenschaften, etwa ob man schnell wütend wird oder eher ängstlich ist. Die Informationen sind in den Genen gespeichert, von denen jeder Mensch ungefähr 25 000 in den Zellen im Körper hat. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm", heißt ein Sprichwort. Damit ist gemeint, dass Kinder sich ähnlich verhalten oder sich für die gleichen Dinge interessieren wie ihre Eltern.

Sohn Leroy: 11 Bundesliga-Tore

Trotzdem stimmt es nicht ganz, wenn ein Erwachsener zu einem Kind sagt: "Du bist ja genau wie dein Papa." Denn viele Fähigkeiten kann der Mensch im Lauf des Lebens auch erlernen. Dabei spielen auch Vorbilder, Trainer, Freunde eine wichtige Rolle. Für Kinder ist das eine gute Nachricht. Wenn sie Spaß am Lernen finden, können sie auch gut in Mathe werden. Wenn sie viel üben, können sie auch zum Sänger werden. Wenn sie nicht aufgeben, halten sie auch den nächsten Waldlauf durch. Zugegeben: Sie müssen sich aber dabei wahrscheinlich mehr anstrengen als jemand, der eine Begabung geerbt hat.

Auch Leroy Sané wäre ohne viel Training bestimmt nicht so ein guter Stürmer geworden. Schon mit fünf Jahren begann er in Wattenscheid Fußball zu spielen, für den Verein hat bereits sein Vater viele Tore geschossen. Mit neun Jahren wechselte Leroy zum FC Schalke. Dort trainierte er schon in den Kinder- und Jugendmannschaften wie ein Profi. Von seinen Mannschaftskollegen im Verein haben es die meisten nicht in die Bundesliga geschafft. Leroy dagegen schon. Das hat auch mit der Gabe seines Vaters zu tun. Und trotzdem ist es immer auch mehr als Erbe. "Ich habe nie Tore aus so großer Entfernung geschossen", sagt Vater Souleymane über das Spiel seines Stürmersohns. "Das konnte ich gar nicht."

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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