Brettspiel "Winter der Toten":Jeder Wurf kann tödlich sein

Winter der Toten

Die Zombie-Apoklypse ist da. In diesem kooperativen Brettspiel kämpft jeder ums eigene Überleben.

(Foto: Heidelberger Spieleverlag)
  • "Winter der Toten" ist ein kooperatives Brettspiel, bei dem jeder Spieler eine Gruppe Überlebender steuert.
  • Nur wenn alle Mitspieler zusammenarbeiten, können sie die Krisen bewältigen.
  • Doch möglichweise sitzt auch ein Verräter am Tisch, der ganz andere Ziele verfolgt.

Von Daniel Wüllner

Zombies sind zu einer echten Plage geworden. Nicht weil sie Gehirne fressen oder ihre Opfer mit einem Biss zu willenlosen Sklaven machen. Sondern weil sie überall sind: In Filmen, im Fernsehen, in Computerspielen und in Comics. Während die untote Horde in den Filmen von George A. Romero noch stellvertretend für geifernden Kapitalismus und hirnlose Konformität stand, taugen Zombies in der heutigen Popkultur bestenfalls als Kanonenfutter.

Die Comic- und TV-Serie "The Walking Dead" hat die existentielle Angst vor dem vorzeitigen Ableben wieder salonfähig gemacht. Ein kleiner Kratzer reicht, schon wird man ebenfalls zum Zombie. In so einer Welt ist sich jeder selbst der Nächste. Trauen kann man niemandem. Dieser Überlebenskampf lässt sich jetzt auch am Wohnzimmertisch austragen.

In Amerika wurde "Dead of Winter" zum innovativsten und zum thematisch stärksten Brettspiel 2014 gewählt und steht auf zahlreichen Bestenlisten. In der deutschen Version, "Winter der Toten", schlurfen die untoten Hirnfresser jetzt durch die Bundesrepublik.

Die Ausgangssituation des Spiels ist denkbar simpel: Nach der Zombie-Apokalypse versuchen die Einwohner einer unbekannten Kleinstadt den harten Winter zu überstehen. Dazu müssen sie Werkzeuge, Nahrung und Benzin sammeln, ihre Kolonie verbarrikadieren und sich mit Waffen gegen die Zombies verteidigen - oder gegen Mitspieler.

"Winter der Toten" ist ein semi-kooperatives Brettspiel: Die Spieler versuchen gemeinsam, ein Ziel zu erfüllen. Darüber hinaus bekommt jeder eine eigene Agenda, die nicht unbedingt mit dem Gruppenziel vereinbar sein muss. Unter den geheimen Aufträgen kann sich eine zufällig ausgewählte Verräter-Karte befinden. Dem Verräter liegt relativ wenig an der Gemeinschaft, er will die ganze Kolonie ins Chaos stürzen.

Für jeden gilt: Nur wer seine Ziele erfüllt, kann die Zombie-Apokalypse überleben.

Das Zombie-Spiel lebt vom Misstrauen unter den Spielern

Am Ende jeder Runde muss die Gemeinschaft eine Krise überwinden. Dazu werden Vorräte gesammelt. Hat ein Mitspieler trotz vieler Karten auf der Hand keine passende für das Gruppenziel geopfert, wächst das Misstrauen: Hat er wirklich kein Benzin oder will er alles für sich behalten? Ist er vielleicht der Verräter?

Eine Partie ohne Verräter spielt sich nicht wie ein Krimi, erzeugt dennoch genug Spannung. Denn sicher können sich die Spieler nie sein, dass jeder auf das gleiche Ziel hinarbeitet. Während "The Walking Dead" die Menschlichkeit der Figuren hinterfragt, stellt "Winter der Toten" das Vertrauen in die Mitspieler auf eine harte Probe.

Im Gegensatz zu anderen Brettspielen erzeugt "Winter der Toten" eine emotionale Bindung zu den Figuren. Jeder Spieler steuert gleich eine ganze Gruppe von Überlebenden, die alle unterschiedliche Fähigkeiten und Hintergrundgeschichten haben. Die sorgende Mutter wird versuchen, die Kolonie zu verteidigen, während der Sheriff in der Polizeistation nach Waffen sucht und dort vielleicht mehr Überlebende findet.

Der Vorteil: Je mehr Überlebende ein Spieler kontrolliert, desto mehr Aktionen kann er ausführen.

Der Nachteil: Je mehr Überlebende sich in der Kolonie aufhalten, desto mehr essen sie. Und da die Gruppe prinzipiell immer zu wenig von allem hat, sind neue Gesichter nicht gerne gesehen.

Manchmal reicht ein kleiner Biss

Winter der Toten

Wird nur der Verräter den Winter der Toten überleben?

(Foto: Heidelberger Spieleverlag)

Das Brettspiel legt Wert auf Geschichten - von Heldentaten, von Verrat und vom nackten Überleben. Doch so langsam sich die Erzählung auch entfalten mag, so abrupt kann sie für einige Charaktere enden. Jeder Würfelwurf kann tödlich sein. Das mag unfair klingen, legt aber nahe, dass prinzipiell jede Aktion in "Winter der Toten" die Gefahr birgt, gebissen zu werden. Falls das passiert, müssen Opfer gebracht werden, damit die Seuche sich nicht noch weiter ausbreitet. Denn wer sich nicht von seiner liebgewonnenen Figur trennen kann, bedroht das Überleben der ganzen Kolonie.

Am Ende entscheidet allein die Stimmung in der Kolonie über das Überleben der Figuren:

  • Stirbt eine Figur, sinkt die Moral.
  • Hat man nicht genug Essen, sinkt die Moral.
  • Wird die Krise nicht bewältigt, sinkt die Moral.
  • Liegt zu viel Müll herum, sinkt die Moral.

Ist die Moral erst einmal bei Null angekommen, verlieren die Spieler sofort.

Und die Zombies? Bei denen ist die Moral prächtig. Sie rotten sich draußen in der Kälte zusammen - und warten auf das große Fressen.

Linktipps:

"Winter der Toten" ist im Februar 2015 beim Heidelberger Spieleverlag erschienen.

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