Werksviertel:Es brummt in der Schachtel

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Living in a box? Aline Brugel wird mit ihrem Streetart-Projekt "Corps in situ in city" plakativ die Stadt erobern. (Foto: Aline Brugel)

Die Whitebox wartet in ihrem zweiten Jahr mit einem vielfältig gestalteten Programm auf, in dem mit Bildender Kunst, Konzerten, Performance und Workshops der Stadtraum erobert werden soll

Von Evelyn Vogel

Baggern, schaufeln, bauen - im Werksviertel am Ostbahnhof brummt es gewaltig und permanent bewegt sich was. Doch auch in der Whitebox, dem 2000 Quadratmeter großen "Raum für Entfaltung" im Werk 4, ist man seit der Eröffnung vor gut einem halben Jahr permanent am werkeln. Die Whitebox ist ein privat finanziertes Projekt und verfügt über einen Etat "im mittleren sechsstelligen Bereich", wie die künstlerische Leiterin Martina Taubenberger auf Nachfrage erklärt. Die Ateliers sind vermietet, es gibt "Flurpaten", und mehr als 50 Projekte, Eigen- und Fremdveranstaltungen fanden schon statt. Das neue künstlerische Programm ist gerade mit der Medienkunstausstellung "Selfciety" ins neue Jahr gestartet. Kein Wunder also, dass die Verantwortlichen stolz in die Zukunft blicken.

Die wird zum Teil geprägt sein von weiteren Kooperationen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wie den "Klangfarben", einem interdisziplinären Vermittlungsprojekt für Familien. Das Orchester wird, wenn dereinst das neue Münchner Konzerthaus gegenüber eingeweiht ist, der öffentlichkeitswirksamste Nachbar sein. Im Mai werden die Siegerentwürfe des Architekturwettbewerbs für das Konzerthaus in der Whitebox präsentiert. Im Sommer findet unter der Schirmherrschaft von Mariss Jansons eine Neuauflage des Jugendorchester-Festivals "Auftakt" statt. Musiker wie der türkisch-deutsche Komponist und Gitarrist Marc Sinan und die aus Tschechien stammende Geigerin, Schauspielerin und Sängerin Iva Bittová werden als Artists in Residence arbeiten und sich mit der interkulturellen und multimedialen Musikperformanceprojekt "I exist - nach Rajasthan" auf Spurensuche von Roma in Indien begeben. Dies ist eine Kooperation mit dem Berliner Radialsystem und dem Festival Hellerau Dresden. Erstmals hat die Whitebox einen Kompositionsauftrag vergeben: an die Münchner Filmmusikkomponistin Verena Marisa.

In mehreren Projekten sollen sich Künstler unter dem Titel "Body & Space" mit Raum, Stadtraum und Freiraum auseinandersetzen. Dabei wird die französische Künstlerin, Tänzerin und Bühnenbildnerin Aline Brugel mit ihrem fotografischen Streetart-Projekt "Corps in situ in city" in die Stadt hineingehen. Das wird den Song "Living in a Box" der gleichnamigen britischen Pop-Band in ein neues Licht rücken. Eine Synthese von Bildender Kunst und Klangkunst wird das Projekt "Living Colors" von Stefan Winter und Nuriko Kura schaffen. Mit der Crowdfunding-Plattform "place2help" findet ein Wettbewerb zum Thema "Stadtraum - München gestalten" statt, der im Mai erstmals ausgeschrieben wird und für den sich Projekte aus allen Genres bewerben können. Es geht dabei um eine Fördersumme von 10 000 Euro. Im November darf das Publikum mit der Jury auf einer "Wahlparty" entscheiden, wer die Gewinner des Whitebox-Crowdfunding-Wettbewerbs sind.

Mit "Double Road" findet ein interkulturelles Kunst-Projekt statt, und zwei Künstler aus Indien werden auf Einladung von Münchner Künstlern und in Kooperation mit dem Goethe-Institut als Artists in Residence das Gastatelier beziehen. Das Projekt endet im Sommer mit einer Dreifachausstellung im Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten, im Maximiliansforum und in der Whitebox. Die Künstlerin Judith Egger und der Naturwissenschaftler Dieter Braun werden unter dem Titel "Ursprung - eine Versuchsannäherung" in der Whitebox ein künstlerisches Labor aufbauen. Dort wird es um die Entstehung des Lebens auf der Erde gehen. Das Projekt resultiert aus dem Kunstpreis zwei:eins, den die beiden 2015 erhalten haben. Was da entsteht, werden die Besucher über einen längeren Zeitraum beobachten können.

Ausstellungen, Gastkünstler, Konzerte, Performances, Workshops, Symposien - im Werksviertel brummt es, und das kommt nicht nur von den Maschinen.

Das Programm unter www.whitebox-muenchen.de

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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