Volksmusik:Schweinsbraten ohne Honig und Kaviar

Lesezeit: 2 min

Die "Jungen Riederinger Musikanten" veröffentlichen 25 Jahre nach ihrer Gründung die erste CD

Von Dirk Wagner, Riedering

"Bald sind die Tage der Jugend vorüber, drum lasst uns froh und fröhlich sein", heißt es in einem der wenigen Gesangsstücke ihrer ersten CD "Lasset uns das Leben genießen", mit der die Jungen Riederinger Musikanten ihre ersten 25 Jahre abschließen. "Es wird Zeit, dass wir das 'Junge' aus dem Namen streichen", erklärt deren Flügelhornist Josef Staber junior. Sein Instrument hatte er sich vor einem Vierteljahrhundert als Kind ausgesucht. So, wie sich damals alle anderen mitwirkenden Kinder erst einmal ein über Spenden organisiertes Instrument aussuchen durften, in welchem sie dann Matthias Linke von den Grassauer Blechbläsern unterrichtete. Dem Einzelunterricht folgte von Anfang an eine wöchentliche Gemeinschaftsprobe. Auf diese Art entstand eine Blaskapelle, deren Musikanten so gut aufeinander eingespielt sind, dass sie ohne Kapellmeister und Dirigenten auskommen. Es genügt, wenn Staber den Einsatz angibt und das Tempo bestimmt. Und wenn er live einige erklärende Worte ans Publikum richtet.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Das erfährt dann unter anderem, dass sich ein Volksmusikant auch von Filmen inspirieren lässt. Etwa von Joseph Vilsmaiers "Herbstmilch", in dem ein dänischer Kuckucks-Walzer zu hören ist. Den fanden die Riederinger Musikanten so schön, dass sie ihn gleich als bayerische Blasmusik aufbereiteten. Dass so auch andere Traditionen in ihre eigene traditionelle Musik einfließen, stört die Riederinger nicht. Trotzdem legen sie auch musikalisch Wert auf ein Reinheitsgebot, das eine Mischung der Volksmusik mit anderen Genres, etwa der Popmusik, bewusst meidet. "Wenn ich im Wirtshaus einen Schweinsbraten bestell, dann möchte ich da auch keinen Honig oder Kaviar oben drauf", erklärt Staber. Was übrigens nicht heißt, dass er sich nichts aus Honig macht. "Mir gefällt jede Musik, wenn sie gut gemacht ist", sagt er. "Nur echt muss sie sein." Ähnlich hatte es vor Jahrzehnten wohl auch sein Opa formuliert, als der als Mitglied der Riederinger Sänger mal von einem Journalisten gefragt wurde, warum bei denen die Weihnachtslieder gar so schön klingen. Mit dem Zeigefinger wies Stabers Opa damals zum Himmel und antwortete: "Du musst ans Christkind glauben, dann kannst die Weihnachtslieder auch schön singen."

Über die Jahre sind die "Jungen Riederinger Musikanten" so eng zusammengewachsen, dass sie keinen Kapellmeister brauchen. (Foto: Junge Riederinger Musikanten)

Die Erhabenheit der Musik, wie sie aus ihrer Echtheit hervorgeht, überzeugte auf dem letzten Heimatsound-Festival in Oberammergau schließlich auch erklärte Rockfans, als die Jungen Riederinger Musikanten den dort präsentierten pop-musikalischen Spielarten einer nicht nur alpenländischen Heimatmusik ihre bairische Volksmusik hinzufügten. In festlicher Tracht spielten sie auf, und dank der verteilten Notenblätter sang das Publikum begeistert mit: "Denn die Zeiten, sie kehren nie wieder. Trinket aus. Schenket ein." Schöner lässt sich der Neuanfang als Riederinger Musikanten nicht formulieren: "Trinket aus. Schenket ein!"

25 Jahre Riederinger Musikanten und CD-Präsentation, Donnerstag, 17.August, 19.30 Uhr, Festzelt Riedering, Riedering bei Rosenheim

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: