Der Wind pfeift unaufhörlich auf den Hochebenen von Yorkshire, im Norden Englands, über die düsteren Moore und um die einsamen Landsitze. Er biegt die Büsche, lässt die Haare der Mädchen und Jungen flattern, sie ducken sich hinter die primitiven, aus groben Steinen aufgeschichteten Mauern, um ein wenig Schutz zu finden.
Eine elementare Kraft steckt in den zerzausten Bildern, die die britische Filmemacherin Andrea Arnold für ihre Verfilmung von "Wuthering Heights - Emily Brontës Sturmhöhe" gefunden hat. Ihr Film hat beim Filmfestival in Venedig fasziniert und verstört, In Deutschland wird er im Februar auf DVD herausgebracht.
Ein heimatloser Herumtreiber, der junge Heathcliff, wird in eine Familie aufgenommen, er wird dort mit dem Standesdünkel des Landadels konfrontiert und verliebt sich in die Tochter des Hauses, seine Stiefschwester.
Film ist ein Schlachtfeld, hat Sam Fuller in seiner berühmten Definition gesagt: Liebe, Hass, Gewalt, Action, Tod, in einem Wort: Emotion.
Schon mehrfach ist "Wuthering Heights" verfilmt worden, von großen Regisseuren wie William Wyler und Luis Buñuel, Laurence Olivier hat in den Dreißigern den Heathcliff gespielt und Juliette Binoche in den Neunzigern die Catherine.
Dem Rohstoff des Lebens hinterher
Es ist Andrea Arnolds erster Kostümfilm, und sie hat aus Heathcliff - eine bizarre, aber durchaus konsequente Interpretation von Emily Brontës Roman - einen Schwarzen gemacht, von seinem Stiefbruder wird er wütend als Nigger beschimpft.
Ein Film um Gewalt und Leidenschaft, ein Taumel der Emotionen, in dem der Hass nur die andere Seite der Liebe ist, die Verachtung nur Folge tiefster Verzweiflung.
Die Kamera meidet jede falsche Romantik, die Unruhe der Figuren springt voll auf sie über, sie zittert mit ihnen. Es ist der Rohstoff des Lebens, dem sie hinterher ist, die Materie des filmischen Melodrams. Und der Wind in seinem Ungestüm und all seiner Vielfalt liefert die Musik dazu.
Die DVD "Wuthering Heights - Emily Brontës Sturmhöhe" kommt am 14. Februar 2013 auf den Markt.