"The Signal" im Kino:Schnitzeljagd mit Smartphone

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Brenton Thwaites als Nic Eastman (links) und Beau Knapp als Jonah Breck in einer Szene aus "The Signal". (Foto: dpa)

In "The Signal" treibt Regisseur William Eubank die Überwachungswut ins Übersinnliche. Seine Mischung aus Hacker-Horror und Science-Fiction ist eine großartige Idee, wirkt aber leider etwas unkontrolliert.

Von Susan Vahabzadeh

Woran erkennt man , dass jemand ganz bestimmt für die Regierung arbeitet? An Sätzen wie: "Aufgrund der Umstände kann ich Ihnen nur eingeschränkte Informationen zukommen lassen." So klingen die Antworten, die Nic (Brenton Thwaites) bekommt, als er verletzt im Krankenzimmer einer unterirdischen Forschungsstation aufwacht.

"The Signal" beginnt harmlos, Nic will seine Freundin Haley zu ihrem College in Kalifornien bringen, sein bester Freund Jonah fährt auch mit. Die Jungs spielen an ihren Notebooks, sie liefern sich eine virtuelle Schlacht mit einem unbekannten Hacker. Dieser hat es vorher schon fast geschafft, ihnen das Studium zu versauen, und sie würden ihm gern, mit welpenhaftem Enthusiasmus, das Handwerk legen - und dann liegt Nic von einem Moment auf den anderen in jenem Krankenbett. Ein geheimnisvoller Mann im Outbreak-Kostüm (Laurence Fishburne) taucht gelegentlich auf und sagt Dinge, die so kryptisch sind, dass er sich bald nicht sicher ist, ob er vielleicht zu spinnen anfängt.

Klaustrophobische Hilflosigkeit

Es ist bald klar, was der junge Regisseur William Eubank im Sinn hatte: eine Hacker-Horror-Science-Fiction, einen Genre-Film, der die totale Überwachungswut ins Übersinnliche treibt. Das ist zunächst einmal eine großartige Idee. Er mischt vertraute Szenarien, die klaustrophobische Hilflosigkeit aus "The Cube" etwa, und digitalisiert sie sozusagen - es gibt eine Schnitzeljagd mit Smartphones, ein geheimnisvoller Ort in der Wüste, der sich als eine Art Roswell-Variante der Matrix entpuppt.

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Aussehen tut das, obwohl "The Signal" ein kleiner Indie-Film ist, spektakulärer als mancher Blockbuster - William Eubank hat beim diesjährigen Sundance-Festival dafür viel Lob bekommen. Es ist erst sein zweiter Film, und man wird von diesem Filmemacher garantiert noch hören. Zu seinen faszinierendsten Effekten gehört die gruselige Entdeckung, die Nic an sich selbst macht: Seine Beine, die er für verletzt gehalten hat, sind unter den Verbänden gar nicht mehr da - statt dessen besteht er nun zum Teil aus filigranen Stahl-Gebilden.

Nur verliert Eubank hier leider gleichzeitigdie Kontrolle über seine Geschichte: Nic findet heraus, dass ihm die Stahlhaxn Superkräfte verleihen - und das ist dann doch etwas viel Genre-Mix. Eubank wollte die Computer-Logik aus Einsen und Nullen einer nebulösen Welt aus Übersinnlichkeit gegenüberstellen - und hat sich damit schließlich doch etwas übernommen.

The Signal , USA 2014 - Regie: William Eubank. Drehbuch: Carlyle Eubank, David Frigerio, William Eubank. Kamera: David Lanzenberg. Mit: Laurence Fishburne, Brenton Thwaites, Olivia Cooke. Capelight/Wild Bunch/Central, 95 Minuten.

© SZ vom 15.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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