SZ-Serie: Slam drüber (3):Rap den Reim

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Einmal im Monat: "Bless the Mic" in der Glockenbachwerkstatt

Von Vanessa Peschla

"Kommt doch noch etwas nach vorne, kuscheln!", sagen die Moderatoren Sarah Potye und Johannes Lenz. Der leere Kreis vor der Bühne füllt sich mit jungen Menschen, an einem Bier oder einer Spezi nippend. Man scheint sich zu kennen. Der Raum ist zwar klein und nur spärlich erhellt, dennoch fühlt man sich wie auf einem Konzert in einer riesigen Halle, bei dem man es irgendwie geschafft hat, in den ersten Reihen zu stehen. Auf der Bühne erklären händefuchtelnd zwei Rapper, was denn Rap für sie ist, die Zuhörer nicken dazu mit den Köpfen und schwenken die Hände.

Doch man befindet sich gar nicht auf einem Hip-Hop-Konzert, sondern bei "Bless the Mic", einem Poetry-Slam, der an jedem ersten Montag des Monats in der Glockenbachwerkstatt stattfindet. Hintergedanke bei der Gründung 2009 war, Rap und moderne Dichtung zusammenzuführen und ausschließlich Rap-Poeten auftreten zu lassen. Leider gibt es nicht allzu viele, die in diese Kategorie passen, weshalb die Dichterschlacht um klassische Poetry-Slammer erweitert wurde. Bis zu zehn Poeten dürfen ihre Texte vortragen. Es gibt einige Regeln: Man muss unter 25 Jahren sein, einzig erlaubtes Hilfsmittel ist das Textblatt, und der Text muss selbstgeschrieben und hier noch nicht vorgetragen worden sein. Und: Bei "Bless the Mic" geht es auch um etwas. Wer als Rapper mitmacht, hat die Chance, die "Goldene Winkekatze" zu gewinnen. Wer als Poet antritt, der darf den ersten Schluck aus einer Flasche Sekt nehmen, während die Zuschauer für ihn die La-Ola-Welle machen. Außerdem hängt danach sein Name am Mikrofon-Wanderpokal "Goldenes Mic". "Hervorglänzend", findet Moderatorin Potye.

Wer ins Finale darf? Das entscheiden die Zuschauer nach jeder der zwei Runden per "Applausomat". An diesem Abend Anfang Februar entscheidet ein Zuschauer als "Los-Gnom" über die Reihenfolge der Kandidaten. Es wird spannend: Der Jüngste der Runde, Julius Althuetmar, 16 Jahre, berichtet wortgewandt und witzig von einer Zugfahrt nach Hamburg; der Bayerische Poetry-Slam-Meister Yannik Sellmann ist zu Gast und auch der in München wohlbekannte Slammer Philipp Potthast. Seine "Ballade des traurigen Mutterfickers" und ein Liebesgedicht an München bringen ihm nach einem Endbattle von drei Finalisten den Sieg ein. Die Stimmung ist bestens. Wie sagte doch Sellmann zuvor in seinem Text über eine Youtubermesse? "Die Menge brennt."

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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