Hermann Hesse, der verehrungswürdige Erfinder der Wellness-Poesie, entdeckte das Glück des "dilettantischen Malens" vergleichsweise spät. 40 Jahre war er alt und in einer Lebenskrise befindlich, als er sich "im Kampf mit der blöden Wirklichkeit" den Pinsel zum Waffenbruder erkor. 3000 Tessin-Aquarelle später waren sie besiegt - die Krise und die blöde Wirklichkeit. Seither weiß man, was Malerei eben auch sein kann: ein "Hingegebensein ohne Begierde", eine "Liebe ohne Wunsch". Hesse zufolge macht das ambitionslose Malen einfach froh und duldsam. In der modernen Psychotherapie wird das schon längst beherzigt - wobei man dort auch noch etwas tiefer in die Seele blickt.
Selbstoptimierung:So gefällt mir die Welt
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Ausmalbücher für Erwachsene sollen helfen, dem Burn-Out vorzubeugen. Der Markt boomt, und die Hersteller von Buntstiften kommen mit der Produktion kaum hinterher. Doch hilft das wirklich der Seele?
Von Gerhard Matzig
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