Rom:Bürgerkirche

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Für das Pantheon in Rom soll in Zukunft Eintrittsgeld verlangt werden. Aber wird damit nicht eine Kirche in ein Museum verwandelt?

Von Thomas Steinfeld

Für einen Besuch im Pantheon in Rom wird künftig Eintrittsgeld verlangt werden. "Ich kann nicht erkennen", sagte der italienische Kulturminister Dario Franceschini, warum man bezahlen muss, wenn man das Kolosseum oder das Forum besichtigen will, während das beim Pantheon nicht geschieht. Gewiss, es handelt sich um eine Kirche. Wir besprechen das mit dem Vikariat." Das Pantheon, im Jahr 118 n. Chr. fertiggestellt, ist das am besten erhaltene Gebäude der römischen Antike - und mit ihrer gewaltigen Kuppel eine der architektonisch folgenreichsten Konstruktionen überhaupt. Seit dem frühen siebten Jahrhundert dient es als Kirche. Viele Künstler sind hier begraben, darunter Raffael, aber auch die ersten beiden italienischen Könige. Besucht wird das Pantheon jährlich von etwa sieben Millionen Menschen. Der Minister ließ anklingen, dass ein Eintrittsgeld auch die Möglichkeiten erhöhe, das Pantheon vor Terroristen zu schützen.

Die Ankündigung des Ministers gehört zu den vielen Reformen, denen gegenwärtig der Betrieb der historischen italienischen Kulturstätten unterworfen wird. Sie zielen allesamt auf besseren Unterhalt, intensivere Bewirtschaftung und höheren ökonomischen Ertrag. Unumstritten sind diese Maßnahmen jedoch nicht. Werde für das Pantheon Eintrittsgeld genommen, argumentierte am vergangenen Wochenende der Kunsthistoriker Tomaso Montinari in der Tageszeitung La Repubblica, werde nicht nur eine Kirche in ein Museum verwandelt, sondern die Kirche auch von der vor ihr liegenden Piazza getrennt. Das Pantheon werde dem städtischen Leben, der "cittadinanza", entzogen, zu dem sie fast zweitausend Jahre gehört habe. Es sei in Italien nun einmal so, dass das Kulturerbe untrennbar mit dem öffentlichen Raum verknüpft sei. Anstatt für das Pantheon Eintrittsgeld zu fordern, sei es vermutlich besser, darauf bei den großen staatlichen Museen zu verzichten.

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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