Rapper-Legende Dr. Dre:König des Hip Hop

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"Compton" ist erst sein drittes Soloalbum - trotzdem ist Dr. Dre eine Hip-Hop-Legende. (Foto: AP)

Auch wenn man keinen Hip Hop hört - diesen Mann muss man kennen. Ohne Dr. Dre wären Eminem, Snoop Dog und Kendrick Lamar nichts.

Von Jan Kedves

Die Füße hochlegen wird Andre Romelle Young an diesem Wochenende, und die Zahlen auf den Bildschirmen verfolgen: Millionen Klicks, Streams, Hunderttausende Downloads. Der 50 Jahre alte Musikproduzent und Hip-Hop-Impresario aus Los Angeles, bekannt als Dr. Dre, hat nämlich am Freitag sein drittes Soloalbum veröffentlicht, "Compton".

Die Sensation dabei ist weniger, dass es 16 Jahre gedauert hat; Youngs letztes Album "2001" erschien 1999, der Nachfolger wurde häufig angekündigt und ebenso häufig verschoben. Nein, die Sensation ist eher, dass Dr. Dre überhaupt noch ein Album veröffentlicht. Nötig hat er es mit seinem geschätzten Vermögen von 650 Millionen Dollar nicht.

Nun gut, auch die beiden Popstars, die noch reicher sind als er - Madonna: 800 Millionen Dollar, Paul McCartney: 660 Millionen - veröffentlichen neue Alben. Bei Young aber wirkte es zuletzt so, als habe er sich ganz aufs Lancieren neuer Elektronikprodukte verlegt.

Mit N.W.A. sang er über rassistische Polizeigewalt

Mit der Firma Beats Electronics, die er 2006 mit dem Musikproduzenten Jimmy Iovine gründete, ist Young dafür verantwortlich, dass die halbe Welt heute mit wulstigen weißen oder knallroten Bügeln auf dem Kopf herumläuft und sich unter Bassmuscheln die Trommelfelle massieren lässt.

Die "Beats by Dre"-Kopfhörer machten Rapper Dr. Dre zum Multimillionär. Apple kaufte die Hersteller-Firma Beats Electronics im verganenen Jahr. (Foto: AFP)

Der Erfolg der "Beats by Dre"-Kopfhörer wäre ohne Youngs Vorgeschichte undenkbar gewesen. Zur Legende wurde er als Mitglied der von 1986 bis 1991 bestehenden Hip-Hop-Crew N.W.A (Niggaz Wit Attitudes). In Compton, einem unter Armut und Gewalt leidenden Vorort von Los Angeles, begründeten N.W.A den Gangster-Rap und protestierten 1988 in ihrem Hit "Fuck tha Police" gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt - vier Jahre vor den Rodney-King-Ausschreitungen.

Das Debütalbum von N.W.A hieß "Straight Outta Compton", und so heißt ein Film, der die Geschichte der Gruppe erzählt. Er kommt Ende August in die Kinos. Einer seiner Produzenten: Dr. Dre. Während der Dreharbeiten, so Young, sei bei ihm der Knoten geplatzt und er habe endlich wieder gute Ideen für ein neues Album gehabt.

Berauscht von seiner eigenen Geschichte und historischen Relevanz, hat er nun mit "Compton" seiner Heimat ein Denkmal gesetzt, mit düsteren Beats und raffiniert simplen Melodien.

Fast alle, die er als Produzent und Chef seines eigenen Labels Aftermath Records in den vergangenen 25 Jahren entdeckt und groß gemacht hat, rappen mit: Snoop Dogg, Eminem, Kendrick Lamar. Die Erlöse will Young spenden, um in Compton ein Kulturzentrum zu bauen.

Es gibt aber auch eine andere Version der Geschichte: Das Magazin Business Punk zitiert in seiner aktuellen Ausgabe einen ehemaligen Protegé von Young, den Rapper 50 Cent. Der sagt, der Grund für die lange solistische Sendepause von Dr. Dre sei keineswegs eine Kreativblockade gewesen, sondern der Erfolg von "Beats by Dre" - beziehungsweise die Angst vor einem Imageschaden. Mit anderen Worten: Die Kopfhörer wurden so erfolgreich, dass es schlecht fürs Geschäft gewesen wäre, wenn ihr Erfinder Musik veröffentlicht hätte, die nach Misserfolg klingt.

Eigene Radioshow bei Haussender von Apple

Das Problem ist nun allerdings behoben. Denn im vergangenen Jahr hat der Computergigant Apple die Firma Beats Electronics für drei Milliarden Dollar gekauft und in seinen digitalen Musikservice Apple Music integriert. Seitdem ist Dr. Dre ein Angestellter von Apple.

Er hat beim hauseigenen Sender Beats 1 seine eigene Radioshow und damit sämtliche Möglichkeiten, sich und sein Album zu promoten. Auch die anderen Moderatoren des Senders sind natürlich angehalten, "Compton" zu preisen und auf die Kaufmöglichkeit im integrierten Download-Shop hinzuweisen.

Der Erfolg von "Compton" ist also das, was man eine sich selbst erfüllende Prophezeiung nennt. Womit die Entspanntheit erklärt wäre, mit der Dr. Dre an diesem Wochenende die Füße hochlegen wird.

Dr. Dre neues Album "Compton" wird von seiner eigenen Radioshow promotet. Der König des Hip Hops weiß, wie man zu Ruhm kommt. (Foto: AP)
© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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