Kino:Emma Watson - Kino-Magierin, Feministin, gefangene Disney-Belle

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Die ganze Welt wurde Zeuge, wie Emma Watson als Hermine Granger erwachsen wurde. Hier ist sie zusammen mit Kevin Kline in einer Szene aus "Die Schöne und das Biest" zu sehen. (Foto: AP)

Wie soll Emma Watson all ihre Rollen miteinander in Einklang bringen und dabei auch noch Vorbild sein?

Von Tobias Kniebe

Wer für Abermillionen Menschen ein Teil der eigenen Jugend geworden ist, muss für den Rest seines Lebens mit besonderer Aufmerksamkeit rechnen. Das erfährt in diesen Tagen die 26-jährige britische Schauspielerin Emma Watson, die von Donnerstag an in einer Realverfilmung von Disneys Zeichentrick-Klassiker "Die Schöne und das Biest" im Kino zu sehen ist - und zwar nicht in der Rolle des Biests.

Was könnte kontrovers an der Darstellung eines wunderschönen, herzensguten Mädchens sein, das sich ins Kerkerverlies einer zotteligen, schlecht gelaunten Kreatur begibt, um den eigenen Vater zu retten, und sich in Gefangenschaft dann in das Monster verliebt? Wer so fragt, unterschätzt die Vorbildfunktion, die Watsons berühmteste Rolle bis heute hat: Als Hermine Granger trat sie im Alter von elf Jahren ins "Harry Potter"-Universum ein, und die ganze Welt wurde Zeuge, wie sie gemeinsam mit dem legendären Zauberlehrling erwachsen wurde, über zehn Jahre und acht ungeheuer erfolgreiche Kinofilme hinweg. Die smarte, etwas streberhafte Magierin, die aber lernt, gegen alle Widerstände für ihre Ideale einzustehen - das Image dieser Rolle war für Mädchen in aller Welt Inspiration und prägt Watson noch immer.

Es passt auch gut zu ihrem 2014 abgeschlossenen Studium der Englischen Literatur an der Brown University in Rhode Island, ebenso zur Gründung ihres virtuellen feministischen Buchklubs "Our Shared Shelf" und zu ihrer Tätigkeit als UN-Botschafterin für die "HeForShe"-Kampagne, die Jungs und Männer für die Gleichberechtigung der Geschlechter gewinnen will. Nicht ganz so gut passt es allerdings zum Job einer Schauspielerin, die in ihrer Rollenauswahl und Expressivität völlig frei sein möchte.

Wie sich denn die Rolle der gefangenen Disney-Belle mit modernem Feminismus vereinbaren lasse, wurde Watson gefragt - und ihr Hinweis, die Figur sei auf ihren Wunsch zur Erfinderin umgeschrieben worden, die im Film etwa eine Waschmaschine konstruiert, kam nicht überall überzeugend an. Noch größer war der Aufruhr, als sie sich für die Zeitschrift Vanity Fair in einer Modestrecke ablichten ließ und auf einem Foto eine Art Strick-Bolero ihre Brüste nicht vollständig bedeckte. "Aufmerksamkeitssuchende Heuchlerin" war noch eines der milderen Urteile in den sozialen Medien, wo auch gehässig registriert wurde, dass Watson ihrer Superstar-Popkollegin und Ko-Feministin Beyoncé Knowles 2014 noch vorgehalten hatte, auch stark den "männlich voyeuristischen" Blick zu bedienen.

Feminismus sei Wahlfreiheit für Frauen, sich so zu geben, wie sie möchten, antwortete Watson jetzt genervt - "und ich verstehe wirklich nicht, was meine Titten damit zu tun haben". Vielleicht sollte sie von ihrem "Harry Potter"-Kollegen Daniel Radcliffe lernen. Der hat allen Vorbild-Ambitionen abgeschworen - und fühlt sich jetzt frei, furzende Leichen in obskuren Kunstfilmen zu spielen.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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