Pop:Synthie-Orgien

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Der große Hit von "MGMT" hieß 2008 "Time To Pretend". Jetzt gibt es ein viertes Album und die Frage, wie lange man eigentlich so tun kann, als ob?

Von Jens-Christian Rabe

Immer schön clever weiter so tun, als ob: MGMT. (Foto: dpa)

Als die amerikanische Psychedelic-Synthiepop-Band MGMT noch ihren vollen Namen The Managment trug, waren Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser ein Studenten-Duo an einer Uni der amerikanischen Ostküste. Und die Musik, die sie spielten, spielten sie nach eigener Aussage vor allem, um ihren Kommilitonen auf die Nerven zu gehen. Auf einem frühen Video von einem Open-Air-Auftritt der Band an der Uni sieht man tatsächlich zwei Bürschlein, die nicht wirklich ernst meinen, was sie da aufführen: In weißen Hemden, mit Nippon-Stirnband, Lockenkopf, Plateau-schuhen, Schlaghosen, einem Keyboard, einem Laptop und einer gelb-roten Les-Paul-E-Gitarre, dem Angeber-Instrument der Siebziger schlechthin, servieren sie den Talking-Heads-Song "This Must Be The Place" bestens gelaunt als Seventies-Avantgarde-Rock-Parodie, nur echt mit Synthie-Geklimper und ausschweifendem Kopfstimmenjaulen.

Die, einem wackligen Kameraschwenk nach zu urteilen, ungefähr 20 Zuschauer sind aber natürlich völlig zu Recht begeistert. So wie dann nur ein paar Jahre später die ganze übrige Pop-Welt. Auf dem supersmarten MGMT-Debütalbum "Oracular Spectacular" waren Hits wie "Electric Feel", "Kids" und vor allem "Time To Pretend", der immer noch der unwiderstehlichste bittersüße Meta-Pop-Song des 21. Jahrhunderts ist: "This is our decision: to live fast and die young / We've got the vision, now let's have some fun / Yeah it's overwhelming, but what else can we do? / Get jobs in offices and wake up for the morning commute?"

Tja, was soll man machen? Und vor allem: was danach? Immer weiter schön clever nur so tun, als ob? Natürlich! Ohne ähnlich große Hits waren die beiden folgenden Alben dann aber leider nicht mehr ein ganz so großartiger Spaß. Und weil das auch auf dem neuen, stark von den kristallinen Synthie-Orgien der Achtziger inspirierten Album "Little Dark Age" (Columbia/Sony) blöderweise so ist, steht hier auch nicht mehr darüber.

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