Paris:Eine Schachtel voll Petits Fours

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In welcher Gärtnerei Chanel seine Rosen bestellt, wo man Kozo-Usukuchi-Papier oder Vintage-Möbel fürs Kinderzimmer kaufen kann: Paris für Konsumfreudige und solche, die es werden wollen.

Von Katharina Wilhelm

Die Sammlung im Deyrolle wirkt, als wäre sie der Menagerie des Sonnenkönigs entnommen. In dem Fachhandel für Tierpräparate steht ein ganzer ausgestopfter Safaripark - inklusive Giraffe. Wer solche Kuriosa in Paris entdecken will, dem sei der "Styleguide Paris" von Elodie Rambaud ans Herz gelegt. Dort erfährt man auch, in welcher Gärtnerei Chanel seine schwarzen Rosen bestellt, wo man Kozo-Usukuchi-Papier oder Vintage-Möbel fürs Kinderzimmer kaufen kann - und wo es sonst noch das Hippste an Textilien, Küchenutensilien, Werkmaterial, Künstlerbedarf und anderem Schnickschnack gibt. Jeder dieser Lifestyle-Objektgruppen ist ein Kapitel gewidmet. Spätestens mit den besten Adressen für Trödel aus Paris und Trödel aus aller Welt schlägt Rambaud jeden Liebhaber des Purismus in die Flucht.

Im Vordergrund stehen die Fotografien aus den einzelnen Geschäften, womit die Fotostylistin Rambaud ihr Können beweist. Durch die Fotos und das aufwendige Layout, in dem wie in allen Teilen der "Styleguide"-Reihe das Buchcover zum Relief eines Stadtplans wird, wirkt das Werk bunt und überbordend wie ein Sofia-Coppola-Film und zugleich süß und ästhetisch wie eine Schachtel Petits Fours. Es ist eine Paris-Bibel für Hipster, Künstler, Designer oder solche, die all dies werden wollen. Obwohl alle Empfehlungen auf Rambauds subjektivem Empfinden gründen, bleibt zumindest sie angenehm im Hintergrund und widersteht meist der Versuchung, sich als Pariser Chef-It-Girl zu präsentieren. Schön ist auch, dass sich außer der Hermès-déko-Boutique überwiegend weniger Bekanntes und leicht zu Übersehendes im "Styleguide" findet. Paris ist hier nicht "Mona Lisa" und Eiffelturm, sondern die coolste Fahrradreparatur und der beste Grammofon-Laden.

Immer wieder erhält man noch ein paar praktische Tipps und eine kleine, feine Auswahl an Bars, Restaurants, Hotels, Märkten, Parks und Bäckereien, die zu einer Pause vom Einkaufsmarathon einladen. Worum es sonst geht, ist klar - shoppen, shoppen, shoppen: Luxusartikel und Stilobjekte. Lifestyle als Konsumgut. Worum es nicht geht, sind natürlich die Preise. Frei nach Marie Antoinette scheint das für den Stilsuchenden schlicht irrelevant zu sein. Wir haben kein Brot mehr? Dann essen wir eben Kuchen.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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