Oper:Grandios harmlos

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Ein Paar, das schlussendlich dann doch anrührt: Jochen Kupfer als Wozzeck, Katrin Adel als Marie. (Foto: Ludwig Olah)

Georg Schmiedleitner inszeniert Alban Bergs "Wozzeck" am Staatstheater Nürnberg als allzu banale Metapher einer gegenwärtig gemeinten Gesellschaft

Von Egbert Tholl

Der Vorhang öffnet sich, genauer gesagt, die schwarze Wand geht hoch, die die Bühne des Staatstheaters Nürnberg abschließt, und man hört: Nichts. Man sieht. Im kalten Licht eines kühlen Blaus ein Stillleben aller Personen, die später mehr tun werden als still stehen. Drei weiße Kästen, der mittlere schwebt - überhaupt wird in den folgenden eineinhalb Stunden die Bewegung dieser Kästen, ihr Schweben und Fahren von technischer Vollendung sein. Also gut, das sind die drei Kästen, die Stefan Brandtmayr auf die Bühne gestellt hat, und vor, neben und in ihnen sind Menschen, gekleidet nach heutigem Chic, nicht zu chic, aber auch nicht sensationell. Sie verharren mit dem, was sie bei sich haben, mit Amazon-Paketen, Boutiquen-Tüten, einem Einkaufswagen. Die Pakete stehen auch in den Wohnwaben, nicht zu viele, aber doch von einer Anzahl, dass man sich unwillkürlich fragt, ob da denn auch jemand alle Internetrechnungen bezahlen kann. Zwei Rollrasenschnecken liegen bereit, um den Untergrund für psychotische Empfindungen der Natur zu liefern, aus einem Koffer fallen gelbe Tulpen, dann geht die schwarze Wand wieder zu und das Publikum schmunzelt hörbar.

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