Oper:Götter sind keine Ausrede

Lesezeit: 3 min

Reizend in ihrer Jugend ist Ina Yoshikawa, die ihrer Ilia interessante Freiheiten in der Intonation gestattet. Weniger stark zu Beginn, blüht die in Tokio geborene Sopranistin im dritten Akt auf. (Foto: Ludwig Olah/Staatstheater Nürnberg)

Das Staatstheater Nürnberg zeigt Mozarts "Idomeneo" in einer Inszenierung von David Bösch. Darin dauert es eine gewisse Zeit, bis Musik, Szene und Darstellung zusammenkommen

Von Egbert Tholl

Wolfgang Amadeus Mozart war neben vielem anderen auch ein Theaterpraktiker. Als er seine Oper "Idomeneo" für München komponierte, verfügte er über das damals wohl beste Orchester, die Mannheimer, die mit Kurfürst Karl Theodor zusammen an den Münchner Hof gekommen waren. Das bot ihm die Gelegenheit für Experimente. Mit viel Instinkt spürte er dem Geschmack des Kurfürsten nach, entwarf große Accompagnato-Tableaus, verband die alte Opera seria mit der Dramaturgie der französischen Oper, erfand ein paar in ihrer kompakten Wucht völlig neue Arien, schrieb eine für damalige Verhältnisse ungeheuer moderne Oper. Und als der Sänger der Titelpartie, Anton Raff, erst von ihm hochvirtuose Passagen einforderte, um in diesen glänzen zu können, dann aber diese nicht bewältigen konnte, entschärfte er sie. Gerade bei "Fuor del mar" im zweiten Akt kam er Raffs Können entgegen, ohne sein musikdramaturgisches Konzept aufzugeben: Der König, der am Ende abdanken muss, ob wegen der Götter, des Schicksals oder, was eigentlich gemeint, eigenen Versagens, singt die altertümlichsten, gleichwohl hochvirtuosen Koloraturarien der Oper.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: