Musical:Teamarbeit

Die "West Side Story" wirkt im Deutschen Theater immer noch aktuell

Von Dirk Wagner

Als die "West Side Story" 1961 im Deutschen Theater ihre Europapremiere hatte, fiel die Kritik wenig begeistert aus. Die jüngst erschienene CD-Box "Shaping The Century Vol. 2" zählt sie indes zu den wichtigsten Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Und auch das neue Album des Tonkünstler Orchesters unter der Leitung von Yutaka Sado beweist mit den Symphonischen Tänzen aus der "West Side Story", dass Leonard Bernsteins Komposition auch ohne das dazu gehörige Schauspiel fasziniert.

In diesem Musical hat der Tanz eine eigenständige erzählerische Funktion. (Foto: Johan Persson)

Das Musical ist aber nicht das alleinige Werk eines Komponisten, sondern das eines kreativen Teams. So überbietet die Choreografie von Jerome Robbins nahezu alle in ähnlichen Produktionen üblichen Tanzeinlagen, weil der Tanz hier als narratives Mittel wirkt. Als wäre das Musical ein Ballett, in welchem zusätzlich gesungen wird. Zum Beispiel darüber, dass Exil-Puerto-Ricaner in ihrer Wahlheimat "America" bestenfalls die Freiheit genießen, den Tisch zu wischen. Das setzt Bernadetto der US-Begeisterung seiner Freundin Anita entgegen. Die in der Romeo-und-Julia-Adaption aufgezeigten Identitätskrisen diskriminierter Zuwanderer erscheinen ob der aktuellen Leitkultur-Diskussion erschreckend aktuell.

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Trotzdem verzichtet der Regisseur Joey McKneely in der bis zum 14. Mai im Deutschen Theater gezeigten Inszenierung auf weitere Aktualisierungen. Ohne dafür eine Rock'n'Roll-Ästhetik zu zitieren, belässt er das Stück in den Fünfzigerjahren. Genau das aber unterstreicht die Zeitlosigkeit der "West Side Story".

West Side Story, Deutsches Theater, noch bis Sonntag, 14. Mai, Dienstag bis Freitag 19.30 Uhr, Samstag 15/19.30 Uhr, Sonntag 14.30/19 Uhr

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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