Little Britain:Turbot, Ampersand und...

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Im Buckingham Palace heißt es die Geburtsurkunde werde auf einem "easel" präsentiert. Jetzt müsste man nur noch wissen, was das bedeutet. (Foto: Getty Images)

Während Großbritannien gebannt auf die Geburt des königlichen Babys wartete, entdeckte unser Kolumnist zufällig ein neues Lieblingswort. Das hat nicht viel mit dem neuen Prinzen zu tun - irgendwie aber doch ein bisschen. Wenn man den bloß wüsste, was das Wort bedeutet.

Von Christian Zaschke, London

Bisher hatte ich nur zwei Lieblingswörter im Englischen: turbot und ampersand. Ein drittes mochte sich nie dazugesellen, obwohl ich andere Wörter durchaus schätze. Ich mag zum Beispiel marvellous (fabelhaft), gobsmacked (verblüfft), bangers (Bratwürste) oder plonker (Idiot). Aber diese Wörter sind nicht ganz so schön wie turbot oder ampersand. Es ist schwer zu erklären.

Meine Lieblings-Redewendung ist übrigens "Bob's your uncle" - Bob ist dein Onkel. Man benutzt sie am Ende längerer Erklärungen, sie bedeutet ungefähr: Und das ist schon alles. Hier ein Beispielsatz: "Du gehst zur Theke, sagst: ,Ein Pint Camden Hells Lager, bitte', dann kommt schon das Bier, du bezahlst. Weil man im Pub nie Trinkgeld gibt, lässt du dir das Wechselgeld rausgeben, und Bob ist dein Onkel."

Das Wort turbot hatte ich mit Anfang 20 eher zufällig auf einer Schautafel entdeckt und sehr behutsam in meinen Sprachschatz eingefügt. Es bedeutet Steinbutt. Das Wort ampersand habe ich vor geraumer Zeit beim großartigen Sender BBC Radio 4 in einer Reportage gehört. Es ging darin auch um die Schneider in der Jermyn Street, New & Lingwood, Hilditch & Key, Hawes & Curtis, Turnbull & Asser, Harvie & Hudson und immer so weiter. Die Jermyn Street ist ein Weltmittelpunkt der Schneiderkunst und des &, das auf Englisch ampersand heißt.

Was Onkel Bob wohl dazu sagen würde?

Nun habe ich das Wort easel entdeckt (sprich: iiiisl). Ich saß mit vielen anderen ausländischen Korrespondenten in einem Raum und hörte einem Sprecher des Palastes zu, der das Protokoll für die Geburt von Kates Kind durchging. Unter anderem sagte er, dass ein Dokument, welches die Geburt bestätigt, vor dem Buckingham Palace auf einem oder einer easel präsentiert werde. Ich hatte keine Ahnung, was ein oder eine easel ist, aber in diesem Moment war die Gruppe meiner Lieblingswörter komplett.

Lange, sehr lange hatten turbot und ampersand auf das dritte Wort gewartet, nun war es da. Ich baute die drei neuen Freunde umgehend zusammen. Easel & Turbot - könnte so nicht mein wirklich hübsches kleines Restaurant an der Südküste Cornwalls heißen? Turbot, Easel, Ampersand - wäre das nicht ein traumhafter Name für eine erstaunlich erfolgreiche Rockband mittelalter Säcke mit mir an der Gitarre?

Unauffällig fragte ich den Spanier rechts neben mir, was das easel sei. Er sagte: "Das wollte ich Sie auch gerade fragen." Ich fragte den Franzosen vor mir. Er wusste es nicht. Ich fragte den Kollegen, der sich beim Palast-Sprecher erkundigt hatte, wie die Chancen auf eine Wassergeburt stünden. Er schaute mich an, als hätte ich ihn gefragt, ob er mit Bob verwandt sei und sagte: "Staffelei."

© SZ vom 27.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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