Lessing-Tage am Thalia Theater:Feldzug der Selbstermächtigung

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Im Würgegriff der Rechthaberei: Thomas Niehaus (oben) und Paul Schröder gehören zu dem Darsteller-Trio, das in Hamburg im fliegenden Wechsel sämtliche Rollen in Kleists Erzählung „Michael Kohlhaas“ spielt. (Foto: Armin Smailovic)

Der beleidigte Mann steht im Mittelpunkt der Lessing-Tage am Hamburger Thalia-Theater - sowohl in der Eröffnungsrede von Can Dündar als auch in Kleists Rächergeschichte "Michael Kohlhaas".

Von Till Briegleb

Wenn es eine Gemeinsamkeit gibt zwischen den beiden Eröffnungsveranstaltungen der Hamburger Lessing-Tage im Thalia-Theater, dann ist es der beleidigte Mann. Bei Can Dündar, dem ehemaligen Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, der seit seiner Freilassung aus der Haft im deutschen Exil lebt und die politische Eröffnungsrede dieses zweiwöchigen Festivals hielt, ging es natürlich um den ständig beleidigten Diktator Recep Tayyip Erdoğan, der die Türkei ins "größte Gefängnis der Welt" verwandelt hat und gerade aus persönlichen Hassgefühlen gegen die Kurden einen Krieg beginnt. Im Zentrum von Kleists Erzählung "Michael Kohlhaas" dagegen, deren Neuinszenierung den Eröffnungstag abends beschloss, steht der gedemütigte Pferdehändler, dem großes Unrecht angetan wurde, worauf der Beleidigte sich das Recht herausnimmt, einen maßlosen Rachefeldzug zu starten.

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