Kurzkritik:Dunkel glühend

Anne-Sophie Mutter mit Roman Patkoló und Lambert Orkis

Von Harald Eggebrecht, München

Bach, Mozart, André Previn, Krzystof Penderecki, zwei Zugaben - eine Fülle an differenzierter, komplexer und virtuoser Violinmusik vom Barock bis zur Gegenwart bot Anne-Sophie Mutter beim Sonatenabend mit Lambert Orkis in der Philharmonie. Die große Geigerin begann burlesk-amüsant: Zuerst spielte sie mit dem famosen Kontrabassisten Roman Patkoló Pendereckis witzig-elegantes Duo, dann Previns "The Fifth Season"-Stück, das sie im vergangenen März in New York uraufgeführt hat. Helle, glitzernde, lässig mit Jazz- und Zigeunergesten jonglierende Musik, die Anne-Sophie Mutter glamourös verwirklichte. Dann die d-Moll-Partita: Schon die Allemanda zeigte, wie die Musikerin ihren Bach versteht: großtonig, herb bis zur Harschheit im Klang, wie von einem Dämon getrieben sich voll ausgebend und etwa in Sarabanda und Ciaccona mächtige Rubati in Tempo und Dynamik nicht scheuend. So entstand die Partita als Demonstration imponierenden Eigenwillens. Mozarts e-moll-Sonate KV 304 verwandelten Mutter und Orkis in befremdend fahle, manchmal allzu manierierte Stimmungsmusik. Von Mozarts rhythmischer Kontur, artikulierter Klarheit kaum eine Spur zugunsten von Sensationen der Empfindsamkeit.

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