Kurzkritik:Altmeisterlich

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Das "Emerson String Quartet" im Prinzregententheater

Von Harald Eggebrecht, München

Sie sind das Nonplusultra in der Welt des Streichquartetts: Ludwig van Beethovens späte Werke für diese Besetzung, die gewissermaßen als Quintessenz aller Kammermusik gilt. Zum ehrenvollen Anlass - seit mittlerweile 40 Jahren auf der Bühne - war es für das weltberühmte Emerson String Quartet (Eugene Drucker, Philip Setzer, Violine; Lawrence Dutton, Viola und seit 2013 der walisische Cellist Paul Watkins, Jahrgang 1970, statt David Finckel, der seit 1979 dabei war) wohl klar, diesen Umstand mit Beethoven zu feiern. Op. 132 und 130 mit der Großen Fuge als Finalsatz, wie es Beethoven ursprünglich vorgesehen hatte, boten die vier im Prinzregententheater. Vor allem bei Op. 130 entfaltete das Ensemble seine ganze Meisterschaft, in der sich in den besten Augenblicken ungeheure Podiums- und Repertoire-Erfahrung mit heller gegenseitiger Wachsamkeit und Kommunikationsfreudigkeit mischen. Übrigens hat sich der Klangcharakter der Formation durch den Wechsel von Finckel zu Watkins insgesamt gewandelt hin zu größerer Weichheit, ohne dass deshalb die Qualitäten von Durchhörbarkeit des Stimmengeflechts, Farbreichtum und technischer Verlässlichkeit nachgelassen hätten.

Doch brauchten die Emersons, die auch wieder im Sitzen spielen, was den Klang weniger virtuos, dafür in sich gekehrter erscheinen lässt, vor der Pause bei Op. 132 eine gewisse Anlaufphase, um in jene besondere Dichte der musikalischen Auseinandersetzung und Geistesgegenwart hineinzukommen, wie sie der späte Beethoven unabdingbar verlangt. Erst beim "Heiligen Dankgesang" fanden die Emersons zu jener ruhigen Gefasstheit und Ausdrucksweite, die diesen unergründlichen Satz beseelt. Wie das Quartett, nun angeführt von Eugene Drucker, aber nach der Pause die ersten fünf Sätze von Op. 130 wunderbar elegant und witzig auskostete und dann den Schock der Fuge nach allen Regeln instrumentaler Kunst und geistiger Präsenz dagegen stellte, das hatte jene Größe, die den Ruhm des Emerson String Quartet nun seit vierzig Jahren ausmacht. Als Dank für die Ovationen eine Bach-Zugabe - so genau wie innig.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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