Kunstgeschichte:Näher dran am Künstler

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Das Lenbachhaus erwirbt ein frühes Selbstbildnis von August Macke

Von Michael Zirnstein, München

Der junge August Macke ist längst im Lenbachhaus angekommen. Im Dezember hat die Ankaufskommission einstimmig beschlossen, die "Studie zu einem Selbstbildnis" aus dem Jahr 1907 zu erwerben. Nun hat auch der Münchner Kulturausschuss die Zuwendung des Fördervereins Lenbachhaus für den Ankauf des Gemäldes genehmigt. Eine reine Formsache. Denn alle Beteiligten sind sich einig, dass das Bild in die städtische Sammlung gehört. Auch die Familie des Künstlers selbst, aus deren Besitz das 26,3 mal 18,5 Zentimeter kleine Werk für einen ungenannten Betrag ins Lenbachhaus gewechselt ist. Diese Studie sei ein "herausragendes Zeugnis" und von großer biografischer und werksgeschichtlicher Bedeutung, heißt es.

"Es ist ein ganz besonderes Bild", sagt Matthias Mühling, der Direktor des Lenbachhauses, "schon weil Selbstbildnisse grundsätzlich besonders sind." Es sei ein "wichtiger Baustein, eine emotionale Verbindung zum Besucher aufzubauen", denn der suche nicht nur das Oeuvre, sondern auch die Nähe zum Künstler selbst. Und näher als auf diesem Selbstbildnis kommt man Macke kaum: Er war 20 Jahre alt, als er es in Bonn nach einem Aufenthalt bei seiner Schwester in Kandern im Schwarzwald malte. Dort soll er auch erstmals mit dem Impressionismus in Berührung gekommen sein. Davor hatte er erst wenige Dutzend Gemälde geschaffen. Vier Jahre bevor er sich dem Blauen Reiter anschloss, sieben Jahre bevor er im Ersten Weltkrieg fiel, zeigt sich der Künstler in dieser Studie mit weit geöffneten Augen, in naturnahen Farben und in einer "noch zögerlichen Unsicherheit und jugendlichen Empfindsamkeit mit Selbstbewusstsein", wie es in der Werkbeschreibung heißt. In der daraus entstandenen Endfassung, die im Landesmuseum Münster zu sehen ist, stellt Macke sich in "altmeisterlicher Würde" dar.

Für Matthias Mühling passt die Studie perfekt neben Mackes Porträt seiner Frau Elisabeth mit Äpfeln von 1909, neben dem es bald nach einer kleinen Feier seinen Platz finden wird. "Wir schaffen nichts an, das wir nicht auch aufhängen", sagt der Direktor.

© SZ vom 24.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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