Konzert:Tourleben und Tennis

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Pål Waaktaar-Savoy ist unterwegs mit "A-ha", um unplugged die alten Hits aufleben zu lassen

Von Michael Zirnstein

Es ist stets seltsam, wenn Musiker sich in Songs über Sonntage auslassen. Freiberufliche Musiker können arbeiten, wann sie wollen. Freizeit und Geschäftigkeit fließen ineinander. Zum Beispiel bei Pål Waaktaar-Savoy am Tag des Konzerts seiner Band A-ha in Hamburg. Da spielte er den halben Tag lang Tennis mit seiner Frau Lauren Savoy, ein Trick von ihm, wie sie sagt, sie überhaupt zur Reisebegleitung auf der Tournee zu überreden; nach all den Jahren interessiere sie sich gar nicht so sehr für A-ha, erklärt sie. So habe es Pål irgendwann aufgegeben, über die beiden anderen, Morten Harket und Magne Furuholmen, und die Geschehnisse im Probenraum zu tratschen. Viel mehr interessiert sie sich für das eigene Trio, dass sie mit Pål (und dem Schlagzeuger Frode Unneland) betreibt und das nach ihrem Mädchennamen Savoy benannt ist. 1994 haben sie es gegründet, als A-ha sich gerade einmal getrennt hatten. In Waaktaars Heimat haben sie ordentlich Platten verkauft, sind mit dem Spellemannprisen, dem norwegischen Oscar, ausgezeichnet worden. Nach Deutschland haben sie es nie geschafft, auch nicht für Konzerte, deshalb nutzt Waaktaar die Aufmerksamkeit für seine Haupterwerbsquelle A-ha, um auch hier sein Familien-Unternehmen Savoy ins Gespräch zu bringen.

Kurz vor Beginn des Unplugged-Konzertes von A-ha gibt er dem Reporter der SZ also noch ein Telefon-Interview, in dem er sich über Sonntage Gedanken machen soll. Schließlich hat er den Song "A Month Of Sundays" für das neue Album "Find The Beauty In Your Drab Hometown" von Savoy geschrieben. Eine Nummer, die in ihrem düsteren Sog an die frühen Depeche Mode mit ihrem Tanz der Tristesse erinnert und inhaltlich an Tocotronics "Samstag ist Selbstmord" anknüpft. Tja, Sonntage sind für ihn keine Freudentage. "Ich denke dabei an das Aufwachsen in Norwegen, das war tot, absoluter Stillstand." Nun ist es aber auch diese Leere, die skandinavische Künstler in den kreativen Wahnsinn treibt. Und auch von der Stille der norwegischen Natur hat sich Pål Waaktaar-Savoy als Haupt-Songwriter und Gitarrist seiner beiden Bands immer wieder inspirieren lassen. Sei es in "January Thaw" (Tauwetter im Januar) für Savoy oder in dem Rückzugslied "Foot On The Mountain" von A-ha, wo er von Zweisamkeit in einem Häuschen am Berg träumt.

Morten Harket, Pål Waaktaar-Savoy und Magne Furuholmen (v. l.) spielen seit den frühen 80ern zusammen als "A-ha". (Foto: Just Loomis / Universal)

Obwohl sie etliche Aufnahmeorte für ihr "Summer Solstice"-Konzert in der Reihe "MTV-unplugged" angedacht hatten, unter anderem das Opernhaus von Manaus in Brasilien, sind sie dann doch aus praktischen Gründen im eigenen Vorgarten gelandet: auf der norwegischen Insel Giske, die tatsächlich den Konzertfilm prägt, da der Aufnahmesaal über Panoramafenster verfügt, durch die man die Sommersonne untergehen und vereinzelt einige kleine Autos vorbeiziehen sieht. Es ist vielleicht eine der ruhigsten der legendären Leisetreter-Sessions überhaupt. A-ha haben ihre Stücke in den Embryonalzustand zurückversetzt und als zarte Babys neugeboren, höchstens einmal sanft gestreichelt von Cembalo, Celesta und Streichern. Wie mächtig sich da auf einmal ihr des hyperaktiven Keyboard-Riffs befreiter Ur-Hit "Take On Me" zu Wort meldet, den so viele Musiker - wie die Münchner New-Metal-Helden Emil Bulls - mit verehrender Ironie nachgespielt haben. "Ich bin mit einem Song nie fertig, in meinem Kopf existiert immer eine andere Version als auf dem Album", sagt Waaktaar-Savoy, "daher ist es nun fast so, als hätten wir uns selbst gecovert."

Obwohl A-ha auch schon Savoy-Songs wie "Velvet" oder "Sycamore Leaves" aufgenommen haben, ist dafür im Konzert kein Platz. Was schade ist, denn bei Savoy, seinem und Laurens "Spielplatz", ist Waaktaar freier: Da macht er mal auf Tom Petty ("Shy Teens Suffering Silently"), sie mal happy auf Cardigans ("Bump!"). Wäre das nicht was fürs A-ha-Vorprogramm? Während sie das durchaus charmant fände, wo sie schon mal dabei ist, hält Pål sich eher zurück: "Das wäre doch ein bisschen zu viel des Guten."

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A-ha ; Samstag, 3. Februar, 20 Uhr, Olympiahalle

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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