Konzert:Ohne Bombast

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Als Duo mit dem eigenwilligen Namen "Le Bang Bang" reduzieren Stephanie Boltz und Sven Faller ihre musikalischen Vorstellungen auf das Wesentliche

Von Oliver Hochkeppel

Weniger kann in der Musik nicht nur mehr, es kann manchmal alles sein. Und das betrifft nicht nur die Extreme wie etwa John Cages vollkommen tonloses "4'33". Die Essenz von Melodien, Rhythmen oder Klängen herauszuschälen, alles darauf zu reduzieren, kann manchmal im Wortsinn erfüllender sein als jeder Bombast. Das war denn auch der Schlüsselreiz für den Bassisten Sven Faller und die Sängerin Stephanie Boltz, als einmal kein Platz für Klavier und Schlagzeug war und sie ein Konzert statt im gewohnten Quartett nur im intimen Duo spielten. "Man kann in dieser Besetzung sofort reagieren, die Musik wird in jedem Moment von allen Beteiligten gestaltet", sagt Faller, "und es entsteht eine totale Nähe." Diesen "Aha-Effekt", wie es Boltz nennt, gossen sie in ein Projekt, dem sie auch gleich den dazu passenden Namen gaben: Le Bang Bang.

Das Konzept, Songs jedweder Provenienz in diesen konzentrierten Rahmen einzubauen, erregte schon mit dem ersten Album "Bang Bang" 2011 einige Aufmerksamkeit. "Headbang" folgte 2013, und nachdem man vor zwei Jahren durch die Zusammenarbeit mit Multiinstrumentalist Martin Kälberer mal ein bisschen opulenter wurde, geht es jetzt wieder ganz zurück zum Kern der einstigen Idee: "Pure" heißt das neue Werk, das nun auf einer Tour vorgestellt wird, die am 9. Februar in der Unterfahrt beginnt.

Was einen da erwartet, zeigt schon das Coverbild, auf dem sich Boltz und Faller pur, also textilfrei präsentieren - die Metapher, auf der Bühne nackt zu sein, wird hier einmal humorvoll beim Wort genommen. "Früher gab es bei uns schon mal einen Backbeat oder Füllmaterial. Das haben wir diesmal weggelassen, weil wir sie auch nicht brauchen und der Hörer bei uns inzwischen ind er Lage ist, das in seiner Fantasie zu addieren", sagt Faller.

Es wird also sehr essenziell bei den 16 neuen Songs. Die pure Synkope und die reine Blues-Linie erklingt schon beim Einstieg mit Nat Adderleys "The Old Country". Fast zum klassischen Kunstlied mit Kontrapunkt wird "Darn That Dream". Zur Trompete verwandelt sich Boltz' Stimme eingangs bei "Harlem Nocturne". Die oft überraschende Methode trägt aber auch bei Popsongs wie der "San Diego Serenade" vom ohnehin ebenfalls gern minimalistischen Tom Waits oder Cyndi Laupers schon auf jede erdenkliche Weise gecoverten "Time After Time", ebenso wie bei vier selbstgeschriebenen Stücken wie dem Titeltrack. Die Auswahl trafen beide ganz unverkopft: "Entweder sind es Stücke, die wir schon lange mal spielen wollten, oder solche, die wir intuitiv zum momentanen Stand der Bandentwicklung passend fanden", sagt Stephanie Boltz.

Gelingen kann das nur, weil beide über die entsprechenden Erfahrungen und Qualifikationen verfügen. Boltz blickt auf lehrreiche Anfänge als DJane und Studiosängerin zurück, sang in den A-Cappella-Gruppen Slixs und The Croonettes und hat die Duo-Form schon mit dem Jazzgitarristen Philipp Stauber erprobt. Faller begann mit 14 als E-Bassist in einer Punkband, die zum Jazz konvertierte. Er studierte dann in New York, um sich danach in der Münchner Szene zu etablieren, unter anderem in der Band von Konstantin Wecker und mit dem Trio Elf. Mit "Pure" schlagen sie zusammen ein vielversprechendes neues Kapitel auf.

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Le Bang Bang , Donnerstag, 9. Februar, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42 ; 448 27 94

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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