"Aus dem hohlen finstern Tor dringt ein buntes Gewimmel hervor", möchte man inspiriert vom "Faust"-Festival aus Goethes Osterspaziergang zitieren. Nur, dass das bunte Gewimmel allösterlich im Gasteig nicht aus dessen Tor hervor dringt, sondern vielmehr hinein. Dann nämlich, wenn auch heuer zum neunten Mal die Auszubildenden des Gasteigs am Ostersonntag ihr eigenes alljährliches Festival veranstalten: IsarFLUX. Ein Festival, das den Gasteig ebenso als Ausstellungsort nutzt wie ihn mit der Musik füllt, die die Auszubildenden selbst präferieren. Die erstaunlich hohe Qualität der präsentierten Musik scheint eine Konstante zu sein, die möglicherweise auch darin begründet ist, dass die Auszubildenden in diesem Haus als Veranstaltungstechniker und Veranstaltungskaufleute ausreichend Gelegenheit finden, ihre eigene Vorstellung von Qualität zu schärfen. Wo man diese sonst mit entsprechend hohen Eintrittsgeldern bezahlt, ist der Eintritt zum IsarFLUX-Festival allerdings frei. Dafür steht den Auszubildenden ein Budget zur Verfügung, mit dem sie das Festival unter marktüblichen Bedingungen planen und durchführen müssen.
Das diesjährige Programm spiegelt dabei die aktuellen Jazzeinflüsse auf die Münchner Clubszene wider. Mit Bands also, die zum Teil in ausgesprochenen Jazzdomizilen wie der Unterfahrt ebenso beheimatet sind wie in Clubs mit anderen musikalischen Schwerpunkten. Etwa die Münchner Formation Organ Explosion, die den altbewährten satten Klang einer Hammondorgel mit gegenwärtigen elektronischen Sounds zu kombinieren weiß. Wo deren Musik auch bei einem auf Vinyl erhältlichen Livemitschnitt ihres Studiokonzerts in den legendären Bauer Studios als Jazz gepriesen wird, feierte eine ausverkaufte Muffathalle den mitreißenden Sound des Trios vor wenigen Wochen noch als tanzbare Popmusik. Oder LBT, ein mit Klavier, Kontrabass und Schlagzeug besetztes Trio, das vom Jazz her kommend den Techno für sich entdeckte. Diesen bereitet es nun wieder mit analogen Instrumenten als Jazzmusik auf. Womit LBT heuer schon das Publikum des BMW Welt Jazz Awards ebenso begeisterten wie die Besucher des Harry Klein.
Eine besonders anspruchsvolle und trotzdem eingängige Mischung aus Hip Hop, Jazz und Pop liefert zudem die von der Sängerin Antonia Dering in München initiierte Bigband SiEA, die als Antwort auf eine deutliche Unterzahl der weiblichen Musikerinnen in den üblichen Bigbands rein weiblich besetzt ist. Ergänzt wird das Münchner Konzertpaket mit der elektronischen Musik von Moglii aus Düsseldorf, hinter dem übrigens auch wieder ein ausgebildeter Jazzpianist steckt.
Gerahmt wird solche Auferstehung von Jazz in der Clubmusik auf IsarFLUX mit der Tanzmusik des DJs 959er und mit der Foto-Ausstellung "Belgisch Pommes auf Asphalt" von Julian Mittelstaedt, mit deren Vernissage um 19 Uhr das Festival eröffnet wird.
Isarflux , So., 1. April, 19 Uhr, Black Box und im Foyer des Gasteigs