Konzert:Frech und anarchisch

Lesezeit: 2 min

Die Band "Gurdan Thomas" des in München lebenden Engländers Ian Chapman spielt mit Trompete, Melodika und Sousafon gegen das Ende der Welt an, ohne Trübsal zu blasen

Von Jürgen Moises

Sie nennen ihre Musik "chaotischen alternativen Folk". Eine Stilrichtung, die Gurdan Thomas über die Jahre immer mehr verfeinert haben. Ihr neuestes, siebtes Album, das die Münchner Band an diesem Donnerstag vorab in der Milla präsentiert, trägt den Titel "It's Not The End Of The World" und wird offiziell am 15. Juli beim fränkischen Label "Beste! Unterhaltung" erscheinen. Wer die Band um den im britischen West Bromwich geborenen, in München lebenden Sänger Ian Chapman nicht kennt, dem könnte man, um ihren chaotischen alternativen Folk zu beschreiben, Namen wie Beirut, Ben Folds oder The Divine Comedy als Referenzen nennen. Und speziell was Beirut angeht, muss man in Bezug auf das neue Album sagen: So nahe wie hier waren Gurdan Thomas ihren Vorbildern vielleicht noch nie.

Das gilt zumindest für Lieder wie "With All Due Respect Lose Yourself" mit Ukulele, Akkordeon, Bläsern und teilweise mehrstimmigem Gesang, die sowohl stilistisch als auch qualitativ genauso auch von Beirut stammen könnten. Was Gurdan Thomas dann aber doch vom Beirut'schen Weltschmerz-Pathos unterscheidet, das ist der abgründige Humor, der aus Titeln wie "My Head Is Stuck In This Honeypot" oder "Oh! To Be A Chicken" spricht. Und auch wenn es laut dem Titel des Vorgänger-Albums eine "dunkle Seite" von Gurdan Thomas gibt: Hier wird auf Trompete, Melodika und Sousafon alles andere als Trübsal geblasen, sondern verspielt, frech und anarchisch gegen das Ende der Welt angespielt oder wie in "John & Jackson Black In The Country" angepfiffen.

Insgesamt 18 Stücke sind auf "It's Not The End Of The World", die vom Folk aus teilweise in Richtung Blues, Walzer, Chanson, Flamenco, bayerische Volksmusik oder auch Lateinamerika ausgreifen. Musikalische Welten, deren Erkundung Ian Chapman nach einem Kompositionsstudium in Birmingham zunächst in andere Länder und vor knapp zehn Jahren im Rahmen eines Austauschprogramms erstmals nach Bayern in die Villa Waldberta geführt hat. In München traf er schließlich auf die Akkordeonistin, Sängerin und Melodika-Spielerin Sandra Hollstein, mit der er auch die Neue-Volksmusik-Truppe Jodelfisch gegründet hat.

Zum festen Kern von Gurdan Thomas zählt weiterhin der Multiinstrumentalist Michael Hohm. Der Sousafonist Daniel Smith, der die Helikontubistin Regine Wüst ersetzt hat, und die Schlagzeugerin Janine Schmidt sind erst seit kurzem dabei. Das gilt auch für den Münchner Kneipenchor, mit dem Chapman & Co in den letzten Monaten parallel zum Album Lieder aufgenommen haben. Mit "I Forgive You For Being A Bitch" ist auf Youtube bereits ein erstes Beispiel dafür zu hören. Der Chor wird Gurdan Thomas im Juli außerdem auf ihrer England-Tour begleiten, die am 19. Juli auch nach Birmingham führt. Was er seit seinem dortigen Uni-Abschluss weltmusikalisch gelernt hat, kann Chapman dann dort in beeindruckender Mannschaftsstärke zeigen.

Gurdan Thomas: It's Not The End Of The World (Beste! Unterhaltung) ; Donnerstag, 29. Juni, 20.30 Uhr, Milla, Holzstr. 28

© SZ vom 29.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: