Konzert:Die Brücke ins Jetzt

Lesezeit: 2 min

Mit den "Go-Betweens" war Robert Forster erfolgreich - bis sein Bandkollege 2006 starb. Im Hansa 39 singt er sich nun durch seine eigene Musikgeschichte

Von Jürgen Moises

Rund 12 000 Fahrzeuge rollen täglich in der australischen Großstadt Brisbane über die Go Between Bridge, die dort die Merivale und Cordelia Street im West End mit der Hale Street und dem Inner City Bypass im Stadtteil Milton verbindet. Noch bevor die Brücke am 4. Juli 2010 offiziell eröffnet wurde, fand darauf am 25. Juni ein Benefizkonzert statt, an dem Robert Forster von den Go-Betweens teilnahm. Nach der im Jahr 2006 aufgelösten, australischen Popband wurde die Brücke tatsächlich auch benannt. Denn die Go-Betweens wurden von Robert Forster und Grant McLennan 1977 in Brisbane gegründet. Dabei hatte Forster damals noch einen anderen Bandnamen in petto. Und hätte sich dieser durchgesetzt, dann würden die 12 000 Fahrzeuge nun täglich über die Hepburn Bridge rattern.

Aber The Hepburns war trotz seiner "Rock'n'Roll-Anmutung" als Name dann doch "nicht wirklich ebenbürtig", wie Forster in seinem Buch "Grant & Ich" schreibt, das 2016 auf Englisch bei Penguin Books und in diesem Jahr auf Deutsch beim Heyne Verlag herauskam. Darin schildert der Musiker, der an diesem Freitag im Hansa 39 spielt, auf eine sehr persönliche, lebendige und zudem recht selbstironische Weise die gesamte Bandgeschichte. Vor allem aber erzählt er, wie es auch im Untertitel heißt, "die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft". Gemeint ist damit natürlich die zu Grant McLennan, der am 6. Mai 2006 im Alter von nur 48 Jahren an einem Herzinfarkt starb, und mit dessen Tod natürlich auch die Go-Betweens ihr Ende fanden.

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Denn die Go-Betweens, das waren, auch wenn andere Musiker beteiligt waren, nun einmal Grant & Robert. Die lernten sich als "verklemmte, aufgekratzte Jungs" 1975 beim Studium in Brisbane kennen und waren in ihrer Begeisterung für Film, Literatur, Punk und New Wave sofort auf einer Wellenlänge. Eigentlich hätten sie auch gerne Filme gedreht. Aber da so etwas viel Zeit und Geld kostet, alberten sie stattdessen mit mittelalterlichen Kostümen und Schwertern aus der Theaterabteilung vor der Hochschule auf der Straße herum. Mit Rufen wie "Du Schurke!" und "Nimm das, du Bastard!" gingen sie zur Belustigung der Autofahrer aufeinander los. "Das waren", so schreibt Robert Forster, "die ersten Auftritte".

Auch Musik zu machen erschien bei Weitem nicht so aufwendig. Und vom Gitarre-Spielen hatte Forster als Student zumindest schon ein bisschen Ahnung. McLennan überredete er zunächst zum Bass-Spielen, später kamen mit Lindy Morrison, Amanda Brown und Robert Vickers weitere Musiker dazu. Und der Rest, das heißt der Aufstieg zu einer bedeutenden, aber nie wirklich kommerziell erfolgreichen Popband, ist Musikgeschichte. Auch diese wird im Buch von Forster anekdotenreich erzählt. Die erste Auflösung der Band Anfang der 90er lässt Forster ebenfalls nicht aus, als er für einige Jahre in die Nähe von Regensburg zog und sich bis zur offiziellen Reunion im Jahr 2000 genauso wie McLennan an einer Solokarriere versuchte.

In den Neunzigern lebte Robert Forster mit seiner Frau in Regensburg, bevor die "Go-Betweens" 2000 noch einmal starteten. (Foto: Stephen Booth)

An dieser bastelt Forster seit 2007 weiter. Im Jahr 2008 kam das Solo-Album "The Evangelist" heraus, 2015 folgte "Songs To Play", auf dem sich Forster elegant und wortgewandt wie immer, mit überraschendem Witz und neuem Sturm und Drang zeigt. Im Hansa 39 stellt er nun die aktuellen Lieder vor und singt sicher auch ein paar alte Go-Betweens-Songs. Denn mehr noch als ein Buch oder eine Spannbetonbrücke halten diese die Erinnerung an Grant McLennan am Leben.

Robert Forster, Freitag, 15. Dezember, 21 Uhr, Hansa 39, Hansastr. 39

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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