Klassik:Schumann Quartett

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Dieses Ensemble ist mittlerweile Weltklasse und sein neuestes Album führt stimmig Klassik und Moderne zusammen.

Von Harald Eggebrecht

Man muss kein Fan sogenannter Konzeptalben sein, das heißt, von jenen CDs, bei denen das Programm nicht aus irgendwelchen Stücken zusammengewürfelt, sondern in einer beziehungsreichen Mischung angeordnet wird, der man beim Anhören folgen soll. Aber meist verfährt man doch nach eigenem Gusto, wählt hier und da aus, und vergisst dabei ganz die hehre Absicht des vorgegebenen Konzepts.

Jetzt ist dem glänzenden "Schumann Quartett" (Erik und Ken Schumann, Violine; Lisa Randalu, Viola; Mark Schumann, Violoncello) quasi aus Versehen so eine Art Konzeptalbum "passiert", das sie unter dem Titel "Landscapes" zusammengefasst haben. Aber Vorsicht, es ist einfach eine CD mit vier historisch und kompositorisch sehr unterschiedlichen, gewiss unverwechselbaren Stücken: Joseph Haydns sogenanntes "Sonnenaufgangs"-Quartett op. 76 Nr. 4 von 1797, Tōru Takemitsus "Landscape 1" von 1960, Béla Bartóks 2. Streichquartett, zwischen 1915 und 1917 entstanden, mitten im Ersten Weltkrieg, und Arvo Pärts "Fratres" von 1977. So die Reihenfolge auf der CD (Berlin Classics). Aber man kann genauso gut auch bei Pärt anfangen und mit Haydn enden, denn jedes dieser Werke steht für sich. Vor allem aber ist dieses "Album" insgesamt ein weiteres Dokument für die fesselnde, feurige Kunst des Ensembles, das in kürzester Zeit vom preisgekrönten, hochgelobten Nachwuchs-Quartett zu einer Formation nach eigenem Maßstab und Gesetz gewachsen ist. Die "Schumanns" gehören ohne Wenn und Aber zu den besten Quartetten der Welt. Wie sie allein Haydn spielen mit heller Wachheit im Vierer-Gespräch, rhythmischer Akkuratesse und strahlendem Klangwitz, ist ein aufklärerisches Vergnügen. Doch genauso eigentümlich entfalten sie den ganz anderen Klangcharakter des großen Japaners Takemitsu: Unmerklich schieben sich die Töne neben- und übereinander, allmähliche Verdichtung geschieht, es ist, als dringe man ganz langsam in eine andere Welt ein. Bartóks Kriegsquartett wiederum fordert wütende Heftigkeit ebenso wie brütendes Grübeln und düsteres Verlöschen. Die Musiker verwirklichen es. Schließlich die sanfte Litanei von Pärts "Fratres", in sich kreisend, Kontraste vermeidend: grandios!

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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