Kinostarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

River Phoenix tritt uns ein letztes Mal entgegen - in "Dark Blood", der rekonstruierte Experimental-Film von 1993, an dem er kurz vor seinem Tod noch mitwirkte. "Spider-Man: Homecoming" ist weniger inspiriert und lenkt davon mit Gadgets ab.

Von den SZ-Kinokritikern

Spider-Man: Homecoming

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(Foto: dpa)

Der neue Spider-Man hat einen aufgemotzten Anzug mit vielen Gadgets, den der Film ersonnen zu haben scheint, um sich ein bisschen von sich selbst abzulenken. Jon Watts verpackt darin eine nicht sehr inspirierte High School-Geschichte: Peter Parker ist in dem Alter, in dem sich der Körper verändert, in dem man sich abwechselnd wie ein Superheld und wie eine Spinne fühlt, als welche man am liebsten Wände hochklettern würde, wenn die Mädchen rübergucken. Am Ende liefert er sich mit dem Vater der Klassenschönheit einen Kampf auf einem abstürzenden Flugzeug.

Zum Verwechseln ähnlich

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(Foto: Neue Visionen Filmverleih)

Eine Komödie über ein Thema, über das man 2017 eigentlich nicht scherzen darf: Eine schwarze Familie adoptiert ein weißes Kind. Die Ausführung ist erfrischend und unterhaltsam geraten - abgesehen von dem leider in Babyfilmen unumgänglichem Igitt-er-hat-mich-beim-Windelnwechseln-angepinkelt-Witz, auf den langsam mal Freiheitsstrafe stehen sollte, mindestens zehn Jahre, wenn möglich.

Dream Boat

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(Foto: gebrueder beetz filmproduktion)

Sehr viele Männer in sehr geschmackvoller Unterwäsche reihen sich an Deck. Batmen und Ballerinas huschen vorbei. Flaggen aller erdenklichen Länder wirbeln an der Reling, nächtelang wird getanzt. Tristan Ferland Milewski dokumentiert eine Kreuzfahrt nur für Schwule, so stilvoll wie deren Kleidung sind seine Bilder. Fragen nach Sex, Liebe, Coming Out werden beantwortet, trotzdem hat man Zeit, zu sehen. Und zu sehen gibt es genug.

Fallen - Engelsnacht

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(Foto: WildBunch)

Nicht alle Teenies sind Engel, aber unter diesen könnte sich sogar der Teufel verbergen. Weil die junge Luce(!) unter geheimnisvollen Umständen einen Jungen umgebracht hat, kommt sie zur Besserung ins Internat "Sword and Cross"(!) - doch dort droht Gefahr von himmlischer Seite. Scott Hicks' kitschige Verfilmung des gleichnamigen Young-Adult-Bestsellers von Lauren Kate erinnert stark an Twilight, ist aber längst nicht so unterhaltsam.

Der Ornithologe

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(Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH)

Herrlicher Abenteuerfilm auf den Spuren von Buñuels Milchstraße und Deleuzes "Tausend Plateaus": Die fantastische Odyssee eines Ornithologen (Paul Hamy) in den Wäldern Nordportugals, in deren Zuge er sich in den Heiligen Antonius verwandelt. Wie immer verbindet João Pedro Rodrigues großartig eine christliche Ikonografie mit einer queeren Transformation der Körper: Eine Apologie des Werdens, nicht der Identität.

Berlin Falling

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(Foto: dpa)

Man kennt es, wenn die Ex-Frauen diesen besorgt misstrauischen Ton anlegen, weil sie dem Vater zwar noch eine Chance mit dem gemeinsamen Kind geben wollen, aber ihm nicht recht trauen. Und dann laufen die Dinge auf dem Weg nach Berlin tatsächlich schnell aus dem Ruder, der brummig versehrte Kriegsheimkehrer, an der Tankstelle mit Korn verpanschter Apfelsaft, ein irgendwie übergriffiger Anhalter (Tom Wlaschiha), eine Tasche mit Bombe, dazu die allgegenwärtige Terrorgefahr. Aus diesen Zutaten mixt Ken Duken einen kleinen, rohen, klaustrophobisch, atemlosen Thriller an, der hierzulande dann doch etwas Besonderes ist.

Begabt

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(Foto: dpa)

Spielfilm gewordene Debatte über die Frage, ob hochbegabte Kinder wie das Mathegenie Mary besser an einer normalen Schule (so Marys Onkel und Ziehvater Frank, gespielt von Chris Evans) oder unter ihresgleichen aufgehoben sind (so Marys Oma).

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner

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(Foto: dpa)

Gegen Beziehungsroutine und Lebenstief bietet das Kino die Tricks der Zeitreise. Just als sich Kati (Jessica Schwarz) fragt, ob es das schon war, katapultiert ein Unfall sie fünf Jahre zurück, an den Tag vor der Begegnung mit dem jetzigen Freund (Felix Klare). Pepe Danquart, sonst vor allem für sportlich geprägte Dokumentationen bekannt, verfilmt den Jugendroman von Kerstin Gier als romantisch plänkelnde Zeitreisekomödie im Slapstick-Modus und Milan Peschel zieht als überspannter Kunstmäzen vergnügt vom Leder.

Dark Blood

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(Foto: missingFilms)

Der Schauspieler River Phoenix starb 1993 noch während der Dreharbeiten zu Dark Blood, der Film blieb unvollendet. Regisseur George Sluizer hat nun das Fragment rekonstruiert und zu einem verblüffend homogenen Wechsel aus Spielszenen und einer Voice-Over-Erzählung der fehlenden Passagen zusammengefügt. Aus einem kammerspielartigen Kidnapping-Thriller wird so psychedelisch waberndes Experimental-Kopfkino.

Meine glückliche Familie

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(Foto: Tudor Vladimir Panduru)

Nach 25 Jahren Familientrott will Manana frische Luft in ihr Fulltime-Leben als Mutter, Tochter, Ehefrau und Lehrerin lassen und flieht aus dem engen, chaotischen Gewühl ihres Dreigenerationen-Haushalts in eine eigene kleine Wohnung. Wie kompliziert es ist mit der Emanzipation im Georgien von heute erzählen Nana Ekvtimishvili und Simon Groß in dem Familiendrama, das zwischen komödiantischer Überdrehtheit und stiller Wehmut hin und her pendelt. Ein reizvoller Blick auf eine sich verändernde, patriarchalische Gesellschaft.

Paris kann warten

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(Foto: dpa)

Als ihr Ehemann Apocalypse Now drehte, war Eleanor Coppola mit der Doku-Kamera dabei, nun, achtzigjährig, präsentiert sie ihr Spielfilmdebüt: einen zauberhaften Trip durch Südfrankreich, der das Leben in seiner paradiesischen Fülle beschwört, mit Lavendelfeldern, Gourmet-Cuisine und der Beinahe-Romanze zwischen der Frau eines Hollywoodproduzenten (strahlend: Diane Lane) und einem französischen Charmeur (Arnaud Viard).

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