Kinostarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"The Party" zerlegt das Post-Brexit-England grandios mit geschliffenen Dialogen und Christopher Nolans "Dunkirk" entfaltet brillante, teils altmodische Kinowucht.

Von den SZ-Kinokritikern

Baby Driver

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(Foto: Sony Pictures)

Die Fluchtfahrer werden immer jünger. Dieser heißt Baby, hört sich durch die Pop-Geschichte des letzten Jahrhunderts und ist sonst so autistisch, wie es das Kino von Vertretern seines Jobs erwartet. Er lernt ein Mädchen kennen, er will in die Legalität - aber wann klappt das schon in diesem Genre? Ein Räuberfilm vom großen Edgar Wright, über Musik und Geschwindigkeit, über Klischee- und Ausnahmegangster, über den Rhythmus von zwei Teenagern und den der Stadt Atlanta.

Another Forever - Die Stille um Alice

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(Foto: Der Filmverleih)

Äußerst deprimierendes Melodram des kolumbianischen Regisseurs Juan Zapata. Erzählt wird das Lebenstief von Alice, die gerade ihren Mann verloren hat und sich zur Verlustverarbeitung auf eine Zugreise quer durch Europa begibt. Enervierende Kitschmusik, endlose Einstellungen von Postkartenmotiven. Halbwegs überzeugend das Spiel von Daniela Escobar in der Rolle der in ihren Gedankenstrudeln gefangenen Alice.

I Am a Hero

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(Foto: 2016 IHFP)

Wie tötet man einen Zombie? Indem man ihm den Kopf zermatscht, besser noch wegballert. Genau das könnte Schrotflintenbesitzer Hideo auch tun, als ganz Tokio von einem Zombievirus befallen ist. Doch er traut sich einfach nicht abzudrücken. Nach einer Manga-Vorlage hat Shinsuke Satō einen sehr brutalen, aber zeitweise lustigen Film geschaffen, in dem selbst Todesgefahr nicht davon abhalten kann, noch mal schnell die coole Lederjacke aus dem Shop anzuprobieren.

Max - Agent auf vier Pfoten

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(Foto: Kinostar Filmverleih GmbH)

Die Sorte Kinderfilm, vor der es Eltern graut: Es gibt Kinder-Detektive, Wunder-Technik und einen hyperintelligenten Hund, dazu vorhersehbare Wendungen und flache Witze. Brian Levants Komödie handelt von Max, der nicht nur Schäferhund ist, sondern auch Secret Service-Agent, und von den Kindern des russischen und amerikanischen Präsidenten. Gemeinsam spüren sie einem mysteriösen Bösewicht nach, um die amerikanisch-russische Beziehung zu retten. Eltern haben Besseres verdient. Kinder auch.

Paradies

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(Foto: dpa)

Ein Kollaborateur, eine russische Aristokratin, die in Paris mit der Résistance gegen die Nazis kämpft - und ein überzeugter junger Nazi, der eine tiefe Liebe zu Tschechow hegt. Der russische Regisseur Andrej Konchalowski hat einen ernsten, wunderbaren Film gemacht, der an keiner Stelle voyeuristisch vom Leben in Krieg und Lagern erzählt. Er ist in SchwarzWeiß gedreht und zeigt sehr viele Grautöne, ohne je die Verantwortung des oder der Einzelnen zu relativieren.

Ostwind - Aufbruch nach Ora

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(Foto: Constantin Film Verleih GmbH)

Ein Pferdemaul im Wasser, dann noch eins, daraufhin galoppiert eine Herde mit wehenden Mähnen durch eine westernähnliche Landschaft: Katja von Garnier versteht es, die unstillbare Pferdesehnsucht junger Mädchen in große, mystisch anmutende Kinobilder zu packen. Im dritten Teil der "Ostwind"-Saga verschlägt es ihre Heldin (Hanna Binke) samt Hengst nach Andalusien zu einem geheimen Ort, wo Pferde noch frei leben können. Nebenbei erzählt der Film von selbstbewussten und durchaus störrischen jungen Frauen, die ebenfalls frei leben wollen. Was zumindest einiges erklärt.

Sie nannten ihn Spencer

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(Foto: dpa)

Jorgo und Markus reisen quer durch Europa um ihren "besten Freund" zu finden. Doch der weiß gar nicht, dass er der beste Freund der beiden ist - er kennt sie nicht mal. Es geht um Bud Spencer und zwei Fans, die ihn suchen. In diesem unglaublich unterhaltsamen Dokumentarfilm und Roadmovie wird die Reise von Yorgo und Markus von Szenen aus und Interviews über Bud Spencer-Filme begleitet.

Wish upon

8 / 11
(Foto: Paramount Pictures France)

Steht eine Schülerin am unteren Ende der Beliebtheitsskala, kann sie jede Hilfe brauchen. Also nutzt eine 17-Jährige die Macht einer chinesischen Zauberdose, um ihre Popularität zu steigern. Das funktioniert - obwohl zum Ausgleich rund um sie herum bizarre Tode gestorben werden. John R. Leonetti mischt Highschool- und Horrorfilm und legt den Schrecken in die Feinmechanik unaufhaltsam herannahender Unfälle.

The Party

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(Foto: Sally Potter)

Wenn das Kino zu Tisch bittet, fangen die Scherereien meist erst richtig an. So auch bei der Party der britischen Politikerin Janet (Kristin Scott Thomas), die im kleinen Freundeskreis einen Karriereschritt feiern will. Erst kündigt der Hausherr seinen nahen Tod an, kurz darauf, dass er die ihm verbleibende Zeit mit einer anderen zu verbringen gedenkt, dann dreht sich das Beziehungskarussell immer schneller. Sally Potter geht es darum, das Post-Brexit-England mittels geschliffener Dialoge in Echtzeit zu zerlegen, sie dreht in Schwarz-Weiß und hat grandiose Schauspieler wie Patricia Clarkson, Timothy Spall und Bruno Ganz.

Dunkirk

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(Foto: AP)

Krieg als Roulettespiel des Schicksals, bei dem man in der ersten Runde gewinnen und in der nächsten schon sterben kann, und selbst Feiglingen unerwartete Gnade widerfährt. Christopher Nolan zeigt die Militäroperation von Dünkirchen im Zweiten Weltkrieg, bei der 400 000 britische Soldaten vor den heranrückenden Deutschen gerettet werden mussten. Ganz auf Strandhöhe, Wellenhöhe, Bughöhe, aus Sicht der Männer im Überlebenskampf. In den Nolan seine Zuschauer mit brillanter, großenteils altmodisch analoger Kinowucht hineinzieht.

Die guten Feinde

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(Foto: N/A)

Eine Gruppe junger Künstler und Intellektueller hatte in den Dreißigerjahren schnell erkannt, wohin die Politik der Nazis führt: Mit Flugblättern und Hinweisen an ausländische Nachrichtendienste gehen die von der Gestapo "Rote Kapelle" genannten Widerstandskämpfer gegen das Regime vor. Viele Mitglieder, die fast zur Hälfte aus Frauen bestand, bezahlten ihren Mut mit dem Leben. Im Zentrum der Bewegung stand der Schriftsteller Günther Weisenhorn, dessen Sohn Christian porträtiert den Vater und Weggefährten in einem Dokumentarfilm mit Originalaufnahmen, Interviews, Tagebucheinträgen. Der Film zeigt die Mitglieder der "Roten Kapelle" nicht als Opfer, sondern als die klugen jungen Menschen, die sie waren.

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