David Zucker wird 70:Nackte Kanonen

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"Ich gehe nie in eine Komödie, wenn mir nicht mindestens drei Menschen unabhängig voneinander bestätigen, dass der Film witzig ist." Regisseur David Zucker (links) beim Dreh von "Die nackte Kanone 2 1/2". (Foto: imago stock&people)

Er wolle nicht, dass die Leute schmunzeln, er wolle, dass ihnen der Kiefer vor Lachen schmerzt. David Zucker, Komiker, Regisseur und Erfinder der ultimativen Übertreibungskomödie, wird 70.

Von David Steinitz

Das bevorzugte Stilmittel des Filmemachers David Zucker ist die Übertreibung. Man könnte daher sagen, dass er so etwas wie der Erfinder der ultimativen Hyperbelkomödie in Hollywood ist. Deren Prinzip funktioniert folgendermaßen: Da fällt in "Die nackte Kanone" ein Mann vom Dach eines Hauses. Dann fährt ein Bus über ihn drüber. Dann eine Walze. Dann folgt eine ganze Marching Band, die über ihn hinwegstapft. Und um diesen Unsinn noch mal zu toppen, kommentiert ein Zaungast: "Schrecklich! Mein Vater ist genauso gestorben."

Zucker, der in den Siebzigerjahren mit seinen Kumpanen die moderne US-Comedy miterfunden hat, sah sich schon seit frühester Kindheit auf einer Mission. Er wollte nicht, dass die Leute schmunzeln, er wollte nicht, dass die Leute grinsen. Er wollte, dass ihnen der Kiefer vor Lachen schmerzt, wenn er sich einen Sketch ausdenkt. Mit seinem jüngeren Bruder Jerry und ihrem gemeinsamen Freund Jim Abrahams gründete er in den Siebzigerjahren das "Kentucky Fried Theatre", benannt nach der Hühnerfrittierkette. Sie führten Sketche in Cafés und kleinen Theatern in ihrer Heimat Milwaukee auf - ein recht begrenzter Resonanzraum. "Berühmte Komiker", erinnert sich Zucker, "kamen damals aus New York oder Los Angeles, im Notfall vielleicht noch aus Chicago. Aber doch nicht aus Milwaukee!"

Zucker und seine Mitstreiter begründeten das Genre der Kinofilmparodie

Also zog das Trio nach L. A. um, wo ein Talentscout ihr Konzept klaute, ohne die Jungs zu beteiligen: An einem Abend saß ein Produzent des Fernsehsenders NBC, Lorne Michaels, im Publikum. Nach der Vorstellung verließ er begeistert das Theater und erfand in Anlehnung an die Zucker-/Abrahams-/Zucker-Sketche ein Fernsehformat namens "Saturday Night Life".

Aber Zucker und seine Mitstreiter bekamen auch so ihre Chance. Erst drehten sie das "Kentucky Fried Movie" (1977), dann "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" (1980). Letzterer begründete das Genre der Kinofilmparodie. Zucker machte sich über bierernste Filmkost lustig, persiflierte "Saturday Night Fever" und "Giganten am Himmel". Dieses elegante Zerschmettern der Hollywood'schen Pathosfassade kam so gut an, dass Zucker von da an sein Geld damit verdiente, andere Filmemacher durch den Fleischwolf zu drehen. Am besten gefiel ihm das in der Position des Autors, die Regie kam mehr aus Gründen der Selbstverteidigung hinzu: "Ich wollte, was wir schrieben, auch genau so auf der Leinwand sehen."

Sein bester Slapstickstreich wurde "Die nackte Kanone" von 1988. Für diese Parodie des Genres Polizeifilm funktionierte er den völlig ernsten Charakterdarsteller Leslie Nielsen, den er zuvor bereits in einer kleineren Comedy-Rolle getestet hatte, zum Chaos-Cop Frank Drebin um - eine göttliche Zusammenarbeit. Über die Dreharbeiten erzählte Nielson: "David kam am ersten Drehtag zu mir und sagte ,Leslie, ich werde dich nie etwas machen lassen, das nicht lustig ist'. Und er hat Wort gehalten."

Zuckers stoische Albernheiten haben eine ganze Generation von Filmemachern beeinflusst: Mike Myers, die Farrelly-Brüder oder den South-Park-Erfinder Matt Stone. In den letzten Jahren hat er in der "Scary Movie"-Reihe mitgemischt und Horrorfilme parodiert. Warum das nie wieder ganz so gut funktioniert hat wie in den Achtzigern, liegt für Zucker, der heute 70 Jahre alt wird, auf der Hand: "Früher waren die Studios mutig, sie ließen uns einfach machen, was wir wollen. Heute reden sie dir bei allem rein."

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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