Kino:Morgen ist auch noch ein Werktag

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Ein ungleiches Paar: Roboterpuppe Alice und Seniorin Martha pflegen ihre unkonventionelle Bekanntschaft. (Foto: BMAS)

Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? Dieser Frage geht die Reihe "FilmWeltWirtschaft" in sieben Dokumentarfilmen und Diskussionen nach

Von Hannah Vogel

Sind Sie manchmal einsam?" Martha Remkes' Stimme klingt traurig und müde, als sie ihrer neuen Mitbewohnerin antwortet: "Ja, bin ich - jeden Tag." Die Seniorin ist Teil eines Pilotprojekts in den Niederlanden: Sie teilt ihre Wohnung und ihren Alltag mit einer sozialen Roboterpuppe namens Alice. Daraus entstand die berührende und moralisch verwirrende Dokumentation "Ik ben Alice", die nun im Rahmen der viertägigen, gesellschaftskritischen Reihe Film Welt Wirtschaft läuft. Ausgerichtet wird diese seit 2006 vom Münchner Filmmuseum - in diesem Jahr allerdings in Kooperation mit der Futurale, einem Filmfestival des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das in den Kinos von 25 Städten zu Gast ist.

Gezeigt werden sieben Dokumentationen, die sich mit dem Thema "Arbeiten 4.0" beschäftigen. Zu sehen ist neben "Ik ben Alice" (24.1.) auch "Digitale Nomaden - Deutschland zieht aus" (21.1) über Menschen, die ihre Arbeit ortsunabhängig ausüben, "Please Subscribe" (22.1.), ein Versuch, den Erfolg einflussreicher Youtuber zu erklären, sowie "Print the Legend" (22.1.), der einen Blick auf das Rennen um die Marktführerschaft im 3D-Drucken wirft. Passend dazu können die Besucher im Kinofoyer einen 3D-Drucker im Einsatz erleben. Außerdem laufen "Mein wunderbarer Arbeitsplatz" (23.1.), in dem Unternehmen bessere Bedingungen für ihre Mitarbeiter schaffen wollen, "Silicon Wadi" (23.1), der vier junge Unternehmer sowie ihre Förderer zwei Jahre beim Kampf für ihren Start-up-Traum in Israel begleitet und "Deine Arbeit, dein Leben" (24.1.), ein Mosaik aus Hunderten selbstgedrehten Videos, die den Arbeitsalltag dieser Menschen dokumentieren. Erstmals finden im Anschluss an jede Vorführung Diskussionen mit lokalen Experten statt - darunter Wissenschaftler, Altenpfleger, Roboterentwickler und Ethiker. Fragen des Publikums sind erwünscht.

Besonders kontrovers werde sicherlich das Gespräch im Anschluss an "Ik ben Alice", ist Organisatorin Claudia Engelhardt überzeugt. "In dem Film werden Roboter zu Gesellschaftern, und diese Entmenschlichung macht vielen Angst", sagt sie. "Es stellen sich die Fragen: Wie viel kann Technik leisten? Und was macht den Menschen aus?" Berthold Bäuml vom Institut für Robotik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, Galia Assadi vom Institut für Technik-Theologie-Naturwissenschaften der LMU und Bettina Dicken-Rieger der Heimerer Berufsfachschule für Altenpflege sollen diesen Fragen nachgehen. Fehlt noch eine Stimme aus der Politik: Arbeits-und Sozialministerin Andrea Nahles wird das Filmfestival nicht nur eröffnen, sondern im Anschluss ihr Fachwissen mit den Besuchern teilen.

Falls die Diskussionen gut beim Publikum ankommen, wird Engelhardt diese auch in den kommenden Jahren anbieten. Denn zu einer weiteren Kooperation von Futurale und Film Welt Wirtschaft wird es nicht kommen. Schon jetzt überlegt Engelhardt, welches Thema sich für 2017 eignen würde: "Vielleicht Big Data und der vermessene Mensch?" Sie ist sich diesbezüglich noch unsicher. Wie aber die Zukunft der Arbeit aussieht, daran hegt sie keinen Zweifel: "Jeder ist mehr und mehr für sich selbst verantwortlich. Man wird gezwungen, ein Unternehmer zu sein, auch wenn man das gar nicht möchte."

Film Welt Wirtschaft in Kooperation mit dem Futurale Filmfestival , Donnerstag, 21., bis Sonntag, 24. Januar, Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, 23 39 64 50

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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