Kino:Mehr als Samba und Fußball

Lesezeit: 2 min

Das pralle Leben, aber nicht ohne Probleme: Das Drama "Corpo Elétrico" aus dem Jahr 2017 läuft als einer der Höhepunkte des Festivals im Gasteig. (Foto: Salzgeber)

Die Filmschau "Mostra Brasil" im Gasteig zeigt die Vielfalt des größten lateinamerikanischen Landes

Von Sara Maria Behbehani, München

Aufwendige Kostüme zum Karneval, rauschende, elektrisierende Partys, endlose, helle Strände, Zauberfußball, aber auch gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden und eine brutale, extrem hohe Kriminalität - das riesige Land Brasilien hat viele Gesichter. Einen Einblick in die unterschiedlichen Aspekte der brasilianischen Gesellschaft gibt die brasilianische Filmschau "Mostra Brasil", die von diesem Mittwoch an zum achten Mal im Gasteig Bilder aus einem aufregenden Land zeigt.

"Als ich 2008 aus Brasilien nach Deutschland kam, hatte ich das Bedürfnis, den in Deutschland lebenden Menschen Brasilien näher zu bringen", sagt Marcos Rabelo-Mauerer, der Kurator der Veranstaltung. "Wir wollen mit der Filmschau tief in die brasilianische Kultur und Realität eindringen, und das Land von unbekannten Blickwinkeln aus zeigen. Brasilien ist weit mehr als Samba und Fußball." Den Auftakt bildet am Mittwoch ein Empfang, auf den im Anschluss von 20 Uhr an die Komödie "Vai Que Cola - O Filme" zu sehen ist. Der Film wird in Anwesenheit des bekannten Regisseurs César Rodrigues gezeigt und erzählt die Geschichte eines Betrügers, der sein gesamtes Geld verloren hat und seinem alten Luxusleben nur noch hinterherträumen kann.

Etwas Besonderes ist der "Queer Day", der am Donnerstag fester Bestandteil der Filmschau ist. In diesem Jahr wird die Sängerin, Schauspielerin und LGBTQ-Aktivistin Linn de Quebrada für die Filmvorführungen und die anschließende Publikumsdiskussion anwesend sein. "Das ist ein Thema, bei dem ich es sehr wichtig finde, dass darüber diskutiert wird, zumal in Brasilien jedes Jahr immer noch Homosexuelle ermordet werden", sagt Rabelo-Mauerer. An diesem Tag ist auch der Film "Corpo Elétrico" von Marcelo Caetano zu sehen. Mittelpunkt des Films ist der 23-jährige Elias, der in einer Schneiderei arbeitet. Doch neben Überstunden und Verantwortung am Tag führt er nachts ein ganz anderes Leben: Sex mit Männern, rauschende Partys, Alkohol und Joints am Strand. Zwischen mühsamem Arbeitsalltag einerseits und dem Drang nach Freiheit andererseits beschreibt der Film einen Sommer von jungen, lebenslustigen Menschen in São Paulo, die durchaus auch ernst und ruhig auf ihr Leben blicken. Der Debütfilm Caetanos zeichnet das Porträt einer jungen Generation, die sich fragt, was wichtiger ist: Job oder das übrige Leben.

Unter den Filmen, die der Regisseur César Rodrigues vorstellt, ist auch der Publikumshit "Minha Mae É Uma Peca 2", der in Brasilien an dritter Stelle der meistgesehenen Filme der Geschichte steht. Darin geht es um die lustige Mama Dona Hermínia. "Mein Leben ist großartig, meine Kinder sind großartig, alles ist großartig", sagt sie. Was könnte da noch schiefgehen? Einiges. Für die überaus unterhaltsame Dona stellt sich bald heraus, dass um sie herum Chaos ausbricht: Ihr Sohn will auf einmal bisexuell sein, ihre Tochter plötzlich Schauspielerin werden und ihre Schwester sie aus heiterem Himmel für längere Zeit besuchen.

So zeigt diese besondere Filmschau im Carl-Amery-Saal des Gasteig ein reiches, buntes Programm. "Kein Film gleicht dem anderen, jeder zeigt das Land und die Kultur auf eine andere Weise", sagt Rabelo-Mauerer.

8. Mostra Brasil , Mi., bis So., 14. bis 18. März, Gasteig, Carl-Amery-Saal, Rosenheimer Straße 5

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: