Kino:Horror made in München

Lesezeit: 3 min

Durchblick: Norbert Keil kennt die Filmbranche. (Foto: Stef Eckelmann)

Norbert Keil hat seinen ersten Spielfilm gedreht

Von Magnus Rust, München

Kira Mabon hockt neben einer Frauenleiche. Gleich wird sie die Leiche häuten, um ihre eigene, schuppige Haut zu ersetzen. Kiras Wangen sind noch feucht von den Tränen, die sie weinte, als sie die Frau erdrosselte. Das ist eine Szene aus Norbert Keils Debütfilm "Replace", dessen Protagonistin durch Toronto wandert und Leute ermordet, um sich deren intakte Haut anzueignen. Soweit die Kurzform des Plots. Aber wie in vielen Filmen des Body-Horror-Genres, verbirgt sich hinter der visuellen, auch eine philosophische Ebene. Es geht um eine normale Frau, die zur Mörderin wird, weil sich ihr eigener Körper gegen sie stellt. Ihre Haut zerbröckelt, ihre Jugendlichkeit zerfällt zu Staub. Für David Cronenberg, Gründungsvater dieses Genres, besteht das Grauen nicht einfach in der Darstellung expliziter Gewalt. Der Horror entsteht nicht, weil ein Monster von außen angreift, sondern weil die eigene Identität zum Monster wird. Dracula kann man entkommen, dem eigenen Körper nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: