Kino:Fühlt euch gut

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Der neue Til-Schweiger-Film "Conni & Co 2" zeigt Erwachsenenkonflikte im Kinderformat. Bösewicht ist diesmal der Bürgermeister.

Von Juliane Liebert

Als Kafka noch ein kleiner Junge war, wurde er jeden Tag von der Köchin seiner Eltern in die Schule gebracht. Sie drohte ihm jedes Mal an, sie werde der Lehrerin sagen, was für ein schlechter Junge er sei. Kafka bettelte sie an, das nicht zu tun, sie drohte weiter. Der Schulweg zog sich auf diese Weise unendlich in die Länge, das letzte Stück mussten sie rennen. Die Köchin beschwerte sich nie wirklich über ihn, aber, viel schlimmer: Sie hätte es ja tun können.

Die Kindheit, im Allgemeinen als etwas Schönes betrachtet, ist in vielerlei Hinsicht eine merkwürdige Angelegenheit - man ist ständig verwirrt und kann nie irgendetwas selbst entscheiden. Die Dinge schmecken anders als für Erwachsene. Die Zeit verläuft anders als für Erwachsene. Die Kinderfilm-Kindheit, also die im Kinderfilm dargestellte Kindheit, hat sehr selten irgendetwas damit zu tun, wie man sich als Kind wirklich fühlt. Sie stellt meist eher dar, wie sich Erwachsene vorstellen, wie sich Kinder fühlen.

"Conni und Co 2" beginnt damit, dass der Hund der Clique auf der Insel, auf der die Kinder immer ihre Sommer verbringen, einen Dinosaurierknochen findet. Der Knochen ist so groß, dass ihn die Kinder (plus Hund) nur mit Mühe ins Bürgermeisterbüro getragen kriegen. Der Bürgermeister, Schuldirektor aus Teil 1, ist ein Widerling, der lieber ein Hotel - das Gigantotel - auf die Insel setzen möchte. Unterstützt von Eltern, Großeltern und einem filmenden Miniroboter machen sich die Kinder daran, die Insel zu retten. Das Problem ist dabei nicht nur der Bürgermeister: Das Gigantotel, das die Insel zerstört, würde die finanziell in Schwierigkeiten steckende Stadt retten. Unter anderem den Buchladen der Eltern eines der Kinder, Paul. Er muss sich entscheiden, ob er seinen Freunden treu bleibt - oder sich gegen sie stellt.

Das ist alles schön und gut, Konflikt da, Spannungsaufbau da, alle Schauspieler spielen tapfer ihre Rollen, aber es fühlt sich immer wie ein von Erwachsenen ausgedachter Film über Erwachsenenkonflikte in einem Kindersetting an. Darum ist auch die einzige Szene, die einen im Film tatsächlich affektiert, die, als Großmutter (Iris Berben) ihre Jugendliebe wieder trifft. Das ist nicht die Schuld dieses Filmes an sich, sondern vielleicht eher der Art und Weise, wie Filme für Kinder konzipiert werden - als eine Mischung aus Lehrstück und Komödie, die zwar die Accessoires der Kindheit trägt und ihre Sprache imitiert, aber ihr Wesen nicht versteht. Solange Kinderfilme so aussehen, wird es wohl so bleiben, dass Kinder tausendmal lieber heimlich Erwachsenenfilme schauen. Zu Recht.

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Conni & Co 2 - Das Geheimnis des T-Rex, Deutschland 2017, Regie: Til Schweiger. Buch: Vanessa Walder, Til Schweiger. Kamera: Markus Nestroy. Mit: Emma Schweiger, Oskar Keymer, Lui Eckardt. Warner Bros, 96 Minuten.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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