Kino:Dreifaltigkeit 2.0

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Das Buch "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" wurde 2007 zum Bestseller. Die Verfilmung bietet nun eine sehr moderne Multikulti-Dreifaltigkeit.

Von Anke Sterneborg

Der Gläubige Mack Philips (Sam Worthington) hat Mühe, weiterhin an einen gütigen und gerechten Gott zu glauben, nachdem seine kleine Tochter beim Campingurlaub entführt und ermordet wurde, während er gerade damit beschäftigt war, seinen Sohn vor dem Ertrinken zu retten. Die Verkettung dieser extremen Ereignisse zeigt, wie dick der Autor William P. Young in seinem im Eigenverlag herausgegebenen Roman "Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott" aufgetragen hat. Dass das Buch 2007 trotzdem zum Bestseller wurde, zeugt wohl von einer besonders großen Sehnsucht nach göttlicher Ordnung in chaotischen Zeiten. Wenigstens in der Fiktion erbarmt sich der Himmel den besonders verzweifelten Menschen. Schickte Gott in vielen Rettungsfiktionen in der Literatur und im Kino oft noch einen Stellvertreter, um den Unglücklichen zu helfen, geht er in "Die Hütte" persönlich ans Werk. So findet Mack im Briefkasten eine mysteriöse Einladung zum spirituellen Wellness-Wochenende, das ausgerechnet am Schauplatz des Verbrechens an seiner Tochter anberaumt wird. Sam Worthington spielt Mack zwischen verzweifelter Wut und kindlichem Staunen. Vor Ort erwartet ihn kein alter, weißer Mann mit Rauschebart, sondern eine emanzipierte Multikulti-Dreifaltigkeit: Octavia Spencer verkörpert Gott als gütige, schwarzafrikanische Big Mama, Avraham Aviv Alush spielt Jesus als zupackenden jüdischen Handwerker und die Japanerin Sumire Matsubara gibt den heiligen Geist Sarayu mit einer beseelten New Age-Aura. In der Gegenwart des weisen Trios verwandeln sich die Winterwälder von Oregon in ein tropisches Dschungelparadies, und unter ihrer heilenden Anleitung kann Mack Wut und Rachegelüste in Vergebung und Versöhnung überführen. Das Therapie-Wochenende wird zum modernen christlichen Themenpark mit wundersamen Wasserspaziergängen und magischen Gärten. Obwohl das Projekt immer wieder in kitschige Friede-Freude-Eierkuchen-Seeligkeit verfällt, gibt es dank des geistlichen Trios durchaus profunde Lebensweisheiten über die Verarbeitung von Trauer und die versöhnende Kraft der Vergebung.

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