Nachruf auf Kim Ki-Duk:Der Düstere

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Kim Ki-duk war ein Regisseur für Regisseure - und einer für Filmfestivals. (Foto: Ahn Young-joon/AP)

Der südkoreanische Regisseur Kim Ki-duk hat einige Skandale ausgelöst - nicht nur mit seinen Filmen.

Von Kathleen Hildebrand

Am Ende seines Lebens sitzt der alte buddhistische Mönch in Kim Ki-duks Film "Frühling, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling" im Boot auf dem See inmitten erhaben schöner Herbstbergwelt und hält es, nur mit der Kraft seiner Gedanken, an. Die Strömung setzt aus, es ist ein Moment, der der Zeit entrückt zu sein scheint. Geist und Natur im Einklang.

In ihrer Ruhe und klassischen, bunt belaubten Schönheit ist diese Szene ungewöhnlich für das Werk von Kim Ki-duk, der das war, was man einen "Skandalregisseur" nennt. Skandalös war er zuerst in seinen Filmen, später auch im Leben. Sowohl seine früheren, als auch seine späteren Werke sind wagemutig und zugleich von einer Brutalität und Düsternis, die es ihnen schwer machten, ein großes Publikum zu finden. "Frühling, Sommer ..." war da eine verhältnismäßig harmlose Ausnahme, aber auch hier ging es um Abgründe, um Mord und Gewalt, aber auch um Erlösung.

In der Mutter-Sohn-Geschichte "Pieta", für die Kim bei den Filmfestspielen von Venedig 2012 den Goldenen Löwen verliehen bekam, treibt ein junger Mann mit drastischer Gewalt Schulden für einen Gangster ein. Bis die Mutter, die ihn als Kind verlassen hat, zurückkehrt und etwas Wärme in sein Herz bringt. In "Moebius, die Lust, das Messer" schneidet eine Mutter ihrem Sohn den Penis ab. Sigmund Freud hätte daran vielleicht seine Freude gehabt. Zum Mainstream-Erfolg wird man mit solchen Plots eher nicht.

Kim war ein Regisseur für Regisseure - und einer für Filmfestivals. In Venedig und Berlin wurde er als bester Regisseur ausgezeichnet, 2011 bekam er in Cannes für seine Dokumentation "Arirang - Bekenntnisse eines Filmemachers" eine Trophäe. Er zeigt sich darin selbst als depressiver, gescheiterter Mann und Künstler.

Dass Kim Ki-duks Karriere zumindest in seinem Heimatland an ihr Ende gelangte, lag dann allerdings nicht nur an dem, was auf der Leinwand von ihm zu sehen war. Von 2017 an war er in Südkorea mit Vorwürfen konfrontiert, eine Schauspielerin bei den Dreharbeiten zu "Moebius" geschlagen und sie zu nicht abgesprochenen Sexszenen gezwungen zu haben. Die Anschuldigungen bestritt Kim nur vage. 2018 wurde deshalb eine Geldstrafe gegen ihn verhängt, von einer Anklage wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs sahen die Staatsanwälte mangels Beweisen indes ab. Als drei weitere Darstellerinnen neue Anschuldigungen gegen Kim vorbrachten, klagte Kim wegen Verleumdung, Gerichte wiesen seine Klagen ab.

Im späten November dieses Jahres reiste Kim Ki-duk nach Lettland, wo er ein Haus kaufen wollte. In den frühen Morgenstunden des 11. Dezember ist er während einer Covid-19-Behandlung in einem Krankenhaus gestorben. Kim wurde 59 Jahre alt.

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